Forscher: Quereinsteiger bestes Mittel gegen Lehrermangel

An vielen Schulen fehlen Lehrkräfte. Dagegen helfen Quereinsteiger am besten, sagt der Bildungsforscher Dirk Zorn. Ganz so einfach sei die Sache aber nicht.

An vielen Schulen fehlen Lehrkräfte
An vielen Schulen fehlen LehrkräfteImago / Westend 61

Der Bildungsforscher Dirk Zorn plädiert für mehr Quereinsteiger im Lehrerberuf. Das sei die beste Möglichkeit, den akuten Lehrkräftemangel zu lindern, sagte Zorn der Augsburger Allgemeinen. Denn auf diese Weise kämen relativ schnell zusätzliche Kräfte in die Schulen. „Es kann aber nur eine Maßnahme von mehreren sein. Wir müssen wirklich jeden Stein umdrehen und ein ganzes Register an Maßnahmen ziehen.“ Zorn ergänzte: „Das Modell funktioniert dann gut, wenn man Menschen mit Eignung für den Einsatz in der Schule auswählt und sie eine möglichst umfassende Qualifizierung und Begleitung von erfahrenen Lehrkräften bekommen.“

Zorn, der für die Bertelsmann-Stiftung arbeitet, erklärte, dass sich momentan die Quoten bei den Quereinsteigenden je nach Bundesland stark unterschieden. „In Sachsen-Anhalt waren zuletzt über 40 Prozent der Einstellungen nicht grundständig studierte Lehrkräfte. In Berlin gibt es nicht einmal mehr genug Quereinsteiger, um alle offenen Lehrerstellen zu besetzen. In Ländern wie Bayern war der Anteil bislang eher gering.“

Fortbildung wird zum Problem

Durch die bislang eher geringe Zahl an Quereinsteigern in Bayern seien dort noch mehr Kapazitäten, um eine gute Begleitung dieser Personen zu gewährleisten, so der Forscher. „Denn auch berufsbegleitend müssen Quereinsteigende weiter fortgebildet werden. Hier stoßen Schulen mit einem sehr hohen Anteil an Quereinsteigenden, etwa in bestimmten Stadtteilen in Berlin, sehr schnell an ihre Grenzen, weil die Lehrkräfte, die schon länger im System sind, ohnehin sehr belastet sind“ – zum Beispiel von der Pandemie, „vom Druck, Lernrückstände aufzuholen“.

Außerdem riet Zorn: „In Lehrämtern, in denen es Überschüsse gibt, zum Beispiel bei Gymnasiallehrkräften, sollte man Nachqualifizierungen für andere Schularten anbieten.“ Auch solle man versuchen, Lehrkräfte, die vor der Pensionierung stünden, im Beruf zu halten. „Hier besteht in vielen Bundesländern noch Spielraum bei den Grenzen, bis zu denen Pensionäre hinzuverdienen dürfen, ohne dass die Pension gekürzt wird.“ Zudem seien ausländische Lehrkräfte eine relevante Größe. Zorn plädierte für eine erleichterte Anerkennung von deren Berufsausbildungen und -abschlüssen.