Forscher: Ostermärsche sollten „neue Bündnisse“ schmieden

Friedensforscher Tobias Debiel warnt, dass die Friedensaktivisten den Anschluss an die jüngeren Generationen verlieren. Seine Forderung: das gängige Schwarz-Weiß-Schemata verlassen.

Im vergangenen Jahr hatte es in Berlin zwei verschiedene Ostermärsche am selben Tag gegeben
Im vergangenen Jahr hatte es in Berlin zwei verschiedene Ostermärsche am selben Tag gegebenepd-bild / Christian Ditsch

Der Friedensforscher Tobias Debiel von der Uni Duisburg-Essen schätzt Friedensdemonstrationen, wie sie zu den Osterfeiertagen stattfinden, als „enorm wichtig“ ein. Gleichwohl warnt er davor, dass die Friedensaktivisten den Anschluss an die jüngeren Generationen zu verlieren drohen. „Die Ostermarschbewegung versteht es nicht ausreichend, neue Bündnisse zu schmieden und viele ihrer althergebrachten Forderungen zu hinterfragen“, sagte der stellvertretende Direktor des Instituts für Entwicklung und Frieden (INEF) dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Duisburg.

Demos sollten bunter werden

Leider sei es für viele jüngere Menschen aktuell „’uncool‘, auf Demos zu gehen, bei denen viele älter als die eigenen Eltern seien. “Um auch für Jüngere attraktiv zu sein, muss es von den Aktionen, Rede- und Kulturbeiträgen her bunter werden.„ Dabei hätten die Demos in Berlin und Köln – unmittelbar nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine – gezeigt, dass “man in der aktuellen Lage für den Frieden mobilisieren kann„. Die Aufrufe und Redner hätten “mehr Menschen angesprochen, als dies bei den Ostermärschen der Fall gewesen ist“.

Die Kernforderungen der Aktivisten „müssen anschlussfähig sein an die vielen Friedensbewegten, die mit gängigen Schwarz-Weiß-Schemata nichts mehr anfangen können“, fordert Debiel. Um jüngere Menschen zu erreichen, müsse „das Klima- und Umweltthema stärker mit Friedensfragen verbunden werden“.

Linksorthodoxe Kräfte in der Friedensbewegung

Grundsätzlich gehe der „dezentrale Ansatz der Ostermärsche“ mit lokalen Veranstaltungen „in die richtige Richtung“. Allerdings bedauerte der stellvertretende INEF-Direktor, dass es manchen Friedensaktivisten schwerfalle, beim russischen Angriffskrieg in der Ukraine „Ross und Reiter“ zu nennen. „Hier scheinen linksorthodoxe Kräfte beharrlich zu sein, die sich immer schon mit Kritik an Moskau schwergetan haben.“