Forscher: Ost-Wählerschaft ist sprunghaft

Matthias Jung von der Forschungsgruppe Wahlen sieht gerade unter Protestwählern im Osten Deutschlands Chancen für das Bündnis Sahra Wagenknecht. Auch unter AfD-Wählern sei diese Gruppe vertreten.

Eine deutliche Kluft zwischen Wahlprognosen und Ergebnissen im Osten erklärt der Wahlforscher Matthias Jung mit einer besonderen Mentalität der Ostdeutschen. „Ein Grund für das abweichende Ergebnis ist, dass die Volatilität der Wähler in den neuen Bundesländern noch höher als in den alten ist. Langfristige Bindungen an eine bestimmte Partei wurden dort nie aufgebaut“, sagte der Forscher des Meinungsforschungsinstituts Forschungsgruppe Wahlen dem „Tagesspiegel“ (Freitag).

Generell sei derzeit auf dem Parteienmarkt viel in Bewegung. „Mit dem Bündnis Sahra Wagenknecht kann zumindest theoretisch eine Partei entstehen, die in den neuen Ländern Teile jener AfD-Wähler anspricht, die ihren Protest artikulieren wollen“, so Jung. Doch selbst wenn sich das Bündnis dort gut aufstelle, werde die AfD im Osten keine schlechten Ergebnisse erzielen. Die Wählerschaft sei ausgesprochen heterogen, also uneinheitlich.

„Da gibt es natürlich auch vor allem jüngere männliche Anhänger, die über ein geschlossenes rechtsradikales Weltbild verfügen. Gleichzeitig wählen sie aber auch viele eher unpolitische Menschen, die sich über die etablierten Parteien aufregen und die AfD als Plattform ihrer Unzufriedenheit nutzen. Programm und politisches Personal der AfD spielen dabei nicht immer eine so große Rolle“, erklärte der Wahlforscher.

Jung ist Vorstandsmitglied der Forschungsgruppe Wahlen, die vor 50 Jahren gegründet wurde.