Forscher: Junge Generation schaut in „Zukunft im Krisenmodus“

Die junge Generation steht nach der Corona-Pandemie zwischen Nachholbedarf und einer „Zukunft im Krisenmodus“ – das beobachtet der Volkswirt Simon Schnetzer. Junge Menschen hätten bereits mehrere Jahre verzichtet und wüssten nicht, „was in den nächsten zwei, drei Jahren noch passieren wird“, sagte Schnetzer der „Süddeutschen Zeitung“ (Dienstag). Sie fragten sich: „Ist bis dahin die nächste Pandemie? Ist Deutschland zur Wüste geworden? Was ist das Geld, das ich spare oder anlege, überhaupt noch wert?“ Daraus folge für viele aus der Generation Z, also etwa der zwischen 1995 und 2010 Geborenen, dass sie eine Work-Life-Balance im Hier und Jetzt wollten.

Zugleich gebe es auch in dieser Altersgruppe eine hohe Leistungsbereitschaft, betonte der Jugendforscher. Sie wollten jedoch anders motiviert werden, brauchten etwa regelmäßiges Feedback, „um sicher zu sein, dass das, was sie tun, auch sinnvoll ist“. Dies habe auch mit der Erziehung zu tun und mit Eltern, die versucht hätten, ihren Kindern alle Probleme aus dem Weg zu träumen: „Wenn sie jetzt eine Aufgabe bekommen, müssen sie mit der Verantwortung erst einmal klarkommen und brauchen schnell Bestätigung.“

Er beobachte zudem Schwierigkeiten junger Menschen, eine Entscheidung zu treffen. Die unzähligen Möglichkeiten setzten viele unter Druck, erklärte Schnetzer: „Denn wenn sie eine Entscheidung getroffen haben, hätte es vielleicht auch etwas Besseres geben können. Sie sind zum Teil auch paralysiert von dem Gewicht einer solchen Entscheidung.“ So bestellten manche beispielsweise bevorzugt Produkte, die sie kostenfrei zurückgegeben werden könne: „Die Kaufentscheidung fühlt sich weniger verbindlich an.“ Eine ähnliche Logik gelte in Arbeitszusammenhängen.

Einen Konflikt zwischen den Generationen müsse es deshalb nicht geben, so der Experte. Wichtig sei, Verständnis füreinander zu schaffen. „Wir lassen es als Gesellschaft zu, dass wir viel weniger Gelegenheiten haben, überhaupt miteinander ins Gespräch zu kommen. Wir sind alle immer mit uns selbst oder mit irgendetwas beschäftigt.“ Hier sei auch die Politik gefragt: „Wir beteiligen junge Menschen viel zu wenig und mit zu wenig Wirkung.“