Forscher: Deutschkenntnisse für Arbeitsmarkt nicht zwingend

Überraschendes Studien-Ergebnis: Über zwei Drittel der Flüchtlinge in Deutschland sind nach spätestens acht Jahren erwerbstätig. Damit liegen sie nicht weit hinter der deutschen Bevölkerung – trotz sprachlicher Barriere.

Flüchtlinge, die in Deutschland arbeiten wollen, müssen dafür aus Sicht des Wirtschaftswissenschaftlers Herbert Brücker nicht zwingend gute Deutschkenntnisse besitzen. „Man kommt auch in den Arbeitsmarkt rein, wenn man nicht Deutsch kann“, sagte der Leiter des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg am Donnerstag im ZDF-Morgenmagazin. Allerdings sei es mit Sprachkenntnissen deutlich leichter, eine Anstellung zu finden, da auch viele Unternehmen dies zunächst verlangten.

Laut einer aktuellen Studie des IAB sind über zwei Drittel der Geflüchteten, die zwischen 2013 und 2019 nach Deutschland gekommen sind, nach spätestens acht Jahren erwerbstätig. In der deutschen Bevölkerung bestehe eine Erwerbstätigkeitsquote von 77 Prozent. Brücker geht nach eigenen Angaben perspektivisch von einer weiteren Annäherung der Quoten aus.

Einen großen Unterschied gebe es bei den Geflüchteten aber zwischen den Geschlechtern. So liege der Durchschnitt der Erwerbstätigkeit bei männlichen Flüchtlingen bei 86 Prozent, bei weiblichen jedoch nur bei 33 Prozent. „Die wichtigste Ursache ist, dass geflüchtete Frauen viele Kinder haben“, erklärte Brücker dazu. Im Durchschnitt seien es drei Kinder Frau. Auch bei deutschen Frauen mit drei oder mehr Kindern sinke die Quote jedoch deutlich ab, sagte der Forscher. Ein zweiter Grund sei, dass geflüchtete Frauen in ihren Heimatländern oft Berufe wie Lehrerin oder Erzieherin ausgeübt. Um diese in Deutschland weiterführen zu können, müssten sie jedoch „völlig neu ihre Berufe erlernen“. Konservative Wertvorstellungen spielten hingegen keine Rolle. „Die Frauen wollen arbeiten“, betonte Brücker.