Forscher beklagt „schleppende Zuarbeit“ bei Missbrauchsstudie

Das Forscherteam äußert Unmut über die Datengrundlage für die Studie zu Missbrauchsfällen im Raum der evangelischen Kirche. Der an der Studie beteiligte forensische Psychiater Harald Dreßing sagte am Donnerstag bei der Vorstellung der Forschungsergebnisse in Hannover, aus den 20 Landeskirchen habe es lediglich eine „schleppende Zuarbeit“ gegeben. Das Forschungsvorhaben hätten die Wissenschaftler nicht vollständig umsetzen können.

Es sei dann „aus der Not geboren“ worden, sich im Wesentlichen auf die Auswertung von Disziplinarakten zu beschränken, anstatt großflächig Personalakten zu analysieren. Bei der sogenannten MHG-Studie, die 2018 für den Bereich der katholischen Kirchen vorgelegt wurde, hätten das die Diözesen besser hinbekommen als jetzt die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), sagte Dreßing.

Während der Wissenschaftler nicht von einer Verweigerung der Landeskirchen bei der Zuarbeit sprechen wollte, äußerte die Missbrauchsbetroffene Katharina Krach scharfe Kritik. „Die Landeskirchen verhindern Aufarbeitung“, sagte Kracht, die dem früheren Betroffenenbeirat der EKD angehörte und Mitglied im Beirat der am Donnerstag vorgestellten Studie war.

Laut der sogenannten ForuM-Studie gab es in der evangelischen Kirche und in Einrichtungen der Diakonie weit mehr sexualisierte Gewalt als bislang angenommen. Die Studie bescheinigt der evangelischen Kirche zudem spezifische Risikofaktoren und einen mangelhaften Umgang mit Betroffenen in der Vergangenheit. In der föderalen Verfasstheit in 20 Landeskirchen sehen die Forscher ein Hindernis für die Aufarbeitung.