Forscher: Antisemitismus „blinder Fleck“ in Gaming-Szenen

In der Gaming-Szene wird gegen die Verbreitung von Verurteilen gegenüber Israel und Juden aus Sicht des Extremismusforschers Felix Zimmermann noch zu wenig unternommen. Das Thema Antisemitismus sei in der gesamten Branche, auch bei Spielentwicklern, noch ein „blinder Fleck“, sagte der Experte für Games-Kultur bei der Bundeszentrale für politische Bildung in Bonn in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

„Die größte Gefahr ist, dass sich antisemitische Verschwörungstheorien und rechte Ideologien in den Gaming-Communitys normalisieren. Das ist der Nährboden, auf dem Extremismus entstehen kann“, warnte Zimmermann. „Durch gemeinsames Spielen, das gemeinsame Meistern von Herausforderungen, entstehen Verbindungen zwischen den Spielern. In Zeiten von Online-Gaming oft auch zwischen noch unbekannten Menschen.“ Für Extremisten biete sich damit ein „Einfallstor“.

Auch gebe es Spiele – insbesondere Modifikationen für bereits bestehende und populäre Spiele – in denen extremistische und antisemitische Inhalte verbreitet würden. „Weil die Anbieter der Vertriebsplattformen mit Sichtung und Moderation der Inhalte nur ungenügend hinterherkommen, sind solche Mods teilweise sehr lange abrufbar und können sich verbreiten.“ Dennoch handle es sich hierbei aus Sicht des Experten eher um eine „Selbstvergewisserung für die Szenen“.

Als problematisch bezeichnete es der Forscher, „dass jüdisches Leben in der Games-Kultur bislang praktisch keine Rolle spielt“. Bei historisierenden Spielen zum Zweiten Weltkrieg gehe es etwa meist nur um militärische Aspekte, der Zusammenhang zum Holocaust werde hingegen ausgeblendet. „Dadurch gibt es im Gaming-Kontext auch kaum Reflexion darüber sowie wenige positive Beispiele in Spielen“, sagte Zimmermann.

Zwar böten Gedenkstätten und Museen inzwischen auch entsprechende Games-Formate an. Wichtiger sei aber, dass große Entwicklungsstudios daran mitwirken. Aus Sicht des Experten könne auch der aktuelle Nahost-Konflikt „noch mal ein Brennglas darauf richten, wie wichtig Antisemitismus-Prävention auch im Gaming-Kontext ist“.