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Forscher: Antipluralistische Parteien bedrohen Wissenschaftsfreiheit

Mehr Kontrolle, weniger Freiheit: Eine neue Studie zeigt, dass der politische Einfluss antipluralistischer Parteien die Wissenschaftsfreiheit bedroht. Selbst in einigen Demokratien zeigt sich dieser Effekt.

Einer aktuellen Untersuchung zufolge bedrohen Parteien, die sich gegen eine plurale Gesellschaft aussprechen, die Wissenschaftsfreiheit, wenn sie an Einfluss gewinnen. Das teilte die Universität Erlangen-Nürnberg am Donnerstag mit. Forschende der Universität untersuchen die Wissenschaftsfreiheit demnach jährlich im Rahmen des “Academic Freedom Index”. Dabei arbeiteten sie mit der Universität Göteborg zusammen, heißt es. Der Index umfasse 179 Länder weltweit.

Die aktuellen Ergebnisse zeigten, dass die Wissenschaftsfreiheit in acht der erfassten Länder in den vergangenen zehn Jahren deutlich gestiegen sei, so die Mitteilung. In 34 Ländern oder Territorien sei der Wert gesunken. Dazu gehörten auch Demokratien wie Argentinien, Finnland, Griechenland, Israel, Portugal und die USA.

Auch in Österreich und Deutschland sei die akademische Freiheit zurückgegangen, allerdings in einem geringeren Maße. “Obwohl die Wissenschaftsfreiheit in Demokratien nach wie vor deutlich besser geschützt ist als in Autokratien, verdeutlichen diese Beispiele, dass die Wissenschaftsfreiheit auch in Demokratien unter Druck geraten kann”, hieß es.

Dabei habe sich gezeigt, dass in Ländern, in denen in den vergangenen 50 Jahren antipluralistische Parteien wenig oder keinen politischen Einfluss gehabt hätten, ein hohes Maß an Wissenschaftsfreiheit herrsche. Wo derartige Parteien erfolgreich seien, schwinde diese Freiheit jedoch. Dabei gehe es vor allem um die Länder, in denen die Parteien Teil der Regierung geworden seien; in der Opposition hätten sie kaum Einfluss darauf.

Beispielhaft machten die Forscher der Mitteilung zufolge diesen Effekt an Argentinien, Polen und den USA fest. Entsprechende Politiker mit Regierungsverantwortung hätten dort sehr ähnliche Methoden genutzt, um mehr Kontrolle über die Wissenschaft zu erlangen. So hätten sie etwa die Autonomie der jeweiligen Institutionen oder die Freiheit der Lehre eingeschränkt. Auch Finanzmittel für Forschungen, die den jeweiligen politischen Zielen widersprochen hätten, seien gestrichen worden.

In Polen habe sich aber auch gezeigt, dass diese Entwicklungen aufgehalten werden könnten, wenn die Parteien ihren Einfluss wieder verlören: Nach den Parlamentswahlen 2023 habe der Wert sich dort wieder deutlich verbessert.