Forderung nach finanzieller Hilfe für armutsgefährdete Studenten
Von Armut bedrohte Studenten sollten Hilfe erhalten, fordern Paritätischer Wohlfahrtsverband und Studierendenwerk. Sie spürten die “Mietexplosion” in Städten stark. Viele Studenten haben weniger als 867 Euro im Monat.
Der Paritätische Gesamtverband hat vor einer “weiteren Verarmung von Studierenden in Deutschland” gewarnt. Gefordert sei eine Bafög-Reform und Hilfe bei den Wohnkosten, teilte der Verband am Mittwoch in Berlin mit. Anlass sind neue Daten des Statistischen Bundesamtes, wonach zahlreiche Studenten von Armut bedroht seien.
“Wer studiert, soll sich auf seine Bildung konzentrieren können und sich nicht ständig Sorgen um den Geldbeutel machen müssen”, erklärte der Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbandes, Joachim Rock. Er kritisierte, dass die Bafög-Leistungen nicht mit anderen Steigerungen mithielten und die nächste Erhöhung erst für 2026 geplant sei. “Wir brauchen eine Anpassung des Bafögs an das Bürgergeld und eine regelmäßige gesetzliche Fortschreibung”, forderte Rock.
Die Hälfte der Studenten in Deutschland mit einem eigenen Haushalt hatte im vergangenen Jahr monatlich weniger als 867 Euro zur Verfügung, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte – mit Verweis auf eine Erhebung zu Einkommen und Lebensbedingungen. Unter den Studierenden betrug die Armutsgefährdungsquote 77 Prozent. Insgesamt waren demnach 35 Prozent aller Studenten sowie rund 14 Prozent der Bevölkerung in Deutschland armutsgefährdet.
Geschäftsführer Rock forderte deshalb die Schaffung von mehr bezahlbaren Wohnraum. “Studierende spüren die Mietexplosion in den Städten ganz besonders stark”, erklärte er. Auch die Wohnkostenpauschale halte nicht Schritt und müsse daher kurzfristig angepasst werden.
Liegt die Belastung der Kosten für das Wohnen nach Abzug möglicher wohnungsbezogener Zuschüsse bei mehr als 40 Prozent, gelten Haushalte als überbelastet. 2023 traf dies auf 61 Prozent der Studenten mit eigenem Haushalt zu. In der Gesamtbevölkerung gelten 13 Prozent als durch Wohnkosten überbelastet.
Auch das Deutsche Studierendenwerk forderte die Politik zum raschen Handeln auf. “Die Wahl der Hochschule hängt immer mehr davon ab, ob ich mir dort die Miete in der Stadt leisten kann. Das ist eine neue Form der sozialen Auslese”, erklärte der Vorstandsvorsitzende Matthias Anbuhl. Er kritisierte, dass das Bafög nur 12 Prozent der Studenten erreiche und folgerte, dass von dieser staatlichen Leistung mehr junge Menschen profitieren sollten. “Wir benötigen dringend eine weitere, massive Erhöhung der Bafög-Elternfreibeträge. Auch die Bafög-Wohnkostenpauschale muss stärker erhöht werden”, sagte er.
Bereits im Sommer veröffentlichten der Paritätische Wohlfahrtsverband und das Studierendenwerk zusammen eine Untersuchung, die zu einem ähnlichen Ergebnis kam. Demnach gelten fast 36 Prozent aller Studenten als arm, so der Wohlfahrtsverband.
Eine Person gilt in Deutschland als armutsgefährdet, wenn sie über weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Bevölkerung verfügt. Dieser Wert lag im Jahr 2023 für eine alleinlebende Person bei 1.314 Euro netto im Monat.