Filmtipp: „Alle reden übers Wetter“ spiegelt das Provinzleben wider
In ihrem Spielfilmdebüt „Alle reden übers Wetter“ befasst sich Annika Pinske mit dem Dorfleben zwischen Idylle und Vorurteilen.
Wer einmal durch die Brandenburger oder Mecklenburgische Provinz gefahren ist, kennt diese Dörfer. Oftmals ein alter Ortskern und am Rand der LPG-Plattenbau. Pittoreske Natur drumherum und ein paar Windräder am Horizont dieser Idylle. Das ist die Heimat von Philosophiedoktorandin Clara. Diese hat sie jedoch schon vor einiger Zeit in Richtung Berlin verlassen und damit auch die in ihren Augen provinzielle, einfach gestrickte Wirklichkeit der Dagebliebenen.
Zum 60. Geburtstag der Mutter kehrt sie als Besucherin zurück an den Ort ihrer Kindheit und Jugend, in die Dorfkneipe mit Dartscheibe, in die Kaufhalle, wo man die Kassiererin noch mit Namen kennt, in die Plattbauwohnung der Mutter, eingerichtet im 1990er Jahre Schick.
„Warum wird hier eigentlich nur gelabert?“
„Alle reden übers Wetter“ ist das Spielfilmdebüt von Annika Pinske, Jahrgang 1982, die, wie ihre Filmheldin, aus der Uckermark kommt. Pinske kennt also, wovon sie erzählt, aus eigener Erfahrung. Kann die Landschaften narrativ einfangen, den Menschenschlag realitätsnah zeichnen. Mit einem erlesenen Cast, darunter Anne Schäfer, Anne-Kathrin Gummich, Max Riemelt, Ronald Zehrfeld, und einem Kurzauftritt von Sandra Hüller, ist ihr eine Art moderner Heimatfilm gelungen, der ganz nebenbei unterschiedliche Typen von Frauen porträtiert.
Da wäre zum Beispiel Claras Professorin, der man den jahrelangen Kampf als Frau bis an die akademische Spitze anmerkt. Oder ihre Mutter, die sich zum Leidwesen ihrer Tochter neben dem korrekten Lösen des Kreuzworträtsels und der Freude über ein Schnäppchen im Supermarkt, offensichtlich nichts mehr wünscht. Claras Hadern mit ihrer Herkunft führt zu Vorurteilen von der Dorfbevölkerung ihr, der Studierten, gegenüber.
Woran es allen mangelt – egal ob in der Stadt oder auf dem Land – ist die Fähigkeit zum wirklichen Gespräch miteinander. „Warum wird hier eigentlich nur gelabert und nie kommuniziert“, wirft sie ihrer Mutter während ihres Besuchs vor. Stellenweise verfängt sich der Film zu sehr im Klischee, aber die pointierten Dialoge und die interessanten Typen machen das wett.
„Alle reden übers Wetter“ ist noch bis zum 30. April in der ARD-Mediathek zu sehen