Fernsehjournalistinnen: AfD nicht ausschließen, sondern entlarven

Journalistinnen von ARD und ZDF haben sich dafür ausgesprochen, die AfD nicht von der Berichterstattung auszuschließen, sondern ihre Parolen zu entlarven. „Wir sind gesetzlich dazu verpflichtet, über alle Parteien zu berichten, die in den Bundes- oder einen Landtag gewählt wurden“, sagte ARD-Sprecherin Stefanie Judith Germann am Samstag bei einer Diskussion über journalistische Strategien im Umgang mit populistischen Parolen beim Journalistentag NRW in Dortmund. Das schließe auch die AfD ein.

Deshalb könne man die Partei nicht aus dem Fernseh- und Radioprogramm ausschließen, auch wenn sie demokratiefeindliche Ansichten vertrete, vor allem nicht im Bundestagswahlkampf, sagte Germann. Umso wichtiger sei es, die Parolen der AfD als solche zu entlarven und mit Faktenchecks zu widerlegen. „Außerdem müssen wir einen besseren Job im Bereich von Social Media machen, um auch jüngere Leute zu erreichen“, forderte die ARD-Sprecherin.

Auf Kanälen wie Telegram oder TikTok habe die AfD eine große Reichweite, sagte Shakuntala Banerjee, Leiterin der ZDF-Hauptredaktion Politik und Zeitgeschehen. „Und in die gleichen Arenen müssen auch wir rein.“ Es sei wichtig, dort ein alternatives Angebot zu schaffen und zu einer sachlichen Auseinandersetzung mit emotional aufgeladenen Themen einzuladen.

Gleichzeitig müssten Journalisten aber auch den Grundsatz im Hinterkopf behalten, dass alle Parteien kritisch unter die Lupe genommen werden müssen, da nicht nur die AfD Parolen im Wahlkampf nutze, sagte Banerjee. Dementsprechend müsse man als Journalist möglichst neutral in jedes Interview gehen, unabhängig von der Parteizugehörigkeit des Interviewpartners.

Die Politikwissenschaftlerin Hannah Hecker von der Eberhard Karls Universität Tübingen, die politische Talkshows zum Thema Migration untersucht hat, rief Redaktionen dazu auf, ihre Arbeit zu reflektieren und ihr Handeln kritisch zu hinterfragen. So sollten sie sich im Vorfeld Strategien überlegen, wie sie etwa menschen- oder verfassungsfeindliche Inhalte erkennen könnten, wenn sie nicht in Parolen verpackt seien.

Außerdem wünsche sie sich eine größere Themenvielfalt, sagte die Wissenschaftlerin auf dem Branchentreff des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV) NRW: „Man muss kritisch schauen, ob vielleicht bestimmte Themenbereiche zu oft behandelt werden und andere dafür untergehen.“ Journalistinnen und Journalisten müssten sich die Zeit nehmen, sich mit der Lebenswirklichkeit der Menschen auseinanderzusetzen, um Themen zu finden, die nicht in der polarisierten Debatte auftauchten, so Hecker.