Es betrifft nicht nur die Juristin Frauke Brosius-Gersdorf, sagen UN Women Deutschland. Weltweit seien Frauen zunehmend öffentlichen Angriffen und Diffamierungen ausgesetzt – was sie auch aus Führungspositionen drängen könne.
Die Organisation UN Women Deutschland zeigt sich besorgt wegen einer zunehmenden Zahl öffentlicher Angriffe auf Frauen und Diffamierungen – auch angesichts der Debatte über die Juristin Frauke Brosius-Gersdorf. Dieser Fall zeige, “wie antifeministische Netzwerke gezielt Einfluss auf politische Entscheidungen nehmen können”, erklärten UN Women am Donnerstag in Bonn.
Die Wahl von drei neuen Verfassungsrichtern war in der vergangenen Woche gescheitert. Im Zentrum steht die Diskussion um die von der SPD nominierte Brosius-Gersdorf. Vor allem geht es um einen Satz der Verfassungsrechtlerin in einem Kommissionsbericht zum Thema Abtreibung aus dem vergangenen Jahr: “Es gibt gute Gründe dafür, dass die Menschenwürdegarantie erst ab Geburt gilt.”
Gegen die Vorwürfe setzte sich Brosius-Gersdorf zur Wehr. In der ZDF-Talkshow von Markus Lanz sagte sie am Dienstagabend: “Ich bin nie eingetreten für eine Legalisierung oder Straffreiheit des Schwangerschaftsabbruchs bis zur Geburt.” Falsch sei auch, “dass ich gesagt haben soll oder geschrieben haben soll, dass der Embryo kein Lebensrecht hat”.
Dagmar Schumacher, Vorständin von UN Women Deutschland, erklärte: “Antifeministische Kräfte nutzen gezielte Desinformationskampagnen, um Frauen aus Führungspositionen zu drängen und Geschlechtergerechtigkeit zu diskreditieren.” Die Organisation rief die Bundesregierung, Medienschaffende und die Zivilgesellschaft auf, für demokratische Werte und die Gleichstellung der Geschlechter einzustehen.
Frauen, die sich für Frauenrechte, Geschlechtergleichstellung und Demokratie einsetzten, erlebten weltweit zunehmend Hass, Einschüchterung und Gewalt. Antifeministische und frauenfeindliche Bewegungen bedrohten politische Teilhabe sowie die Unabhängigkeit der Justiz und Meinungsfreiheit. Dass sich solche Strukturen normalisierten, dürfe nicht zugelassen werden, mahnte Schumacher.