Über den künftigen Umgang mit dem Cranach-Gemälde „Salome mit Johannesschüssel“ im Besitz der Friedenstein Stiftung Gotha herrscht unter Kunsthistorikern Uneinigkeit. Wie Kerstin Löw, Geschäftsstellenleiterin der in Kronach ansässigen Städtevereinigung „Wege zu Cranach“ dem Evangelischen Pressedienst (epd) sagte, werde kontrovers diskutiert, ob das im 20. Jahrhundert zersägte Werk wieder zusammengesetzt oder im aktuellen Zustand belassen werden soll. Für beide Positionen gebe es überzeugende Argumente.
Das um 1530 entstandene Gemälde von Lucas Cranach d. Ä. (1472-1553) gehörte seit dem 17. Jahrhundert zur Sammlung auf Schloss Friedenstein. In den 1930er Jahren wurde es verkauft und aus Gewinninteresse in zwei Teile zersägt. Der untere Teil mit dem Haupt Johannes’ des Täufers verblieb in Gotha, der obere mit Salomes Porträt gelangte in den Kunsthandel und galt lange als verschollen. 2024 konnte die Stiftung das Fragment zurückkaufen und beide Teile wieder zusammenführen.
Löw erklärte, einige Cranach-Experten forderten die Wiederherstellung des ursprünglichen Zustands als Wahrung der künstlerischen Intention, andere sähen in der heutigen Form ein wichtiges Zeugnis der bewegten Geschichte. Ein Kompromiss könne darin bestehen, beide Tafeln nicht zu verbinden, sondern nebeneinander zu präsentieren.
In der Städtekooperation „Wege zu Cranach“ arbeiten 14 Cranach-Stätten seit 2011 zusammen, um das Erbe der Künstlerfamilie an authentischen Orten zu vermitteln. Unterstützt wird die Initiative durch einen wissenschaftlichen Beirat aus führenden Kunsthistorikern.