Fachmann: Fußball-EM wird Spielsucht-Problem verschärfen

Am Freitag beginnt die Europameisterschaft – und mit ihr wohl der große Reibach für Wettspielanbieter. Wer durch deren Geschäft besonders gefährdet ist? Ein Experte nennt dazu Testsätze.

Ein Suchtexperte warnt zum Start der Fußball-Europameisterschaft vor Glücksspielabhängigkeit. “Durch das Großevent werden die Umsätze von Wettspielanbietern in die Höhe schnellen”, sagte Konrad Landgraf, Geschäftsführer der Landesstelle Glücksspielsucht in Bayern, am Mittwoch der “Apotheken-Umschau” in Baierbrunn bei München. Ein erhöhtes Risiko, eine Glücksspielsucht zu entwickeln, hätten Menschen in Sportvereinen. “Meistens sind es junge Männer, die das Gefühl haben, sich mit Sport gut auszukennen.”

Doch Untersuchungen zeigten, dass Wissen über den Sport keinen signifikanten Vorteil bei Sportwetten bringe, fügte Landgraf hinzu. “Am Ende gewinnt immer der Wettanbieter. Manche Betroffene stürzt ihre Glücksspielsucht in den finanziellen Ruin.”

Wer zum Beispiel folgende Gefühle oder Verhaltensweisen von sich selbst kennt, könnte dem Fachmann zufolge unter einer Glücksspielstörung leiden: “Sie brauchen Glücksspiel mit immer neuen Einsätzen, um eine gewünschte Erregung zu erreichen. Sie fühlen sich unruhig und reizbar, wenn Sie versuchen, das Glücksspiel einzuschränken oder aufzugeben. Sie haben schon mehrmals versucht, das Glücksspiel zu kontrollieren, einzuschränken oder aufzugeben. Glücksspiel nimmt Sie gedanklich sehr ein. Sie grübeln etwa über vergangene Verluste und planen, mit welchen Strategien Sie diese wieder ausgleichen und mehr Geld gewinnen können.”

Dasselbe gelte für Menschen, die häufig in belastenden Gefühlszuständen, zum Beispiel bei Hilflosigkeit und Angst, spielten. “Sie wiederholen Glücksspiel am nächsten Tag, um entstandene Verluste auszugleichen. Sie belügen andere, um das Ausmaß der Verstrickung in das Glücksspiel zu vertuschen. Sie laufen Gefahr, eine wichtige Beziehung oder den Arbeitsplatz zu verlieren. Aufstiegschancen sind durch das Glücksspiel gefährdet. Sie verlassen sich auf finanzielle Unterstützung durch andere, um die durch Glücksspiel verursachte finanzielle Notlage zu überwinden”, so Landgraf weiter.

Deutschlandweit gebe es für Betroffene zahlreiche Unterstützungsangebote. Es existierten knapp 400 ambulante und stationäre Hilfeeinrichtungen, außerdem etwa 150 Selbsthilfegruppen.