Fachdienste: Mehr Hilfen für behinderte Arbeitnehmer nötig

Die Fachdienste für Arbeit und Integration der Evangelischen Heimstiftung Pfalz rufen dazu auf, schwer behinderte und psychisch kranke Menschen besser in den Blick zu nehmen. Bei der Rückkehr auf den Arbeitsmarkt nach einem Klinikaufenthalt oder einer Reha-Maßnahme sowie bei der Betreuung am Arbeitsplatz benötigten diese mehr Hilfe, sagte Einrichtungsleiterin Meike Gottinger dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Ludwigshafen. Die Fachdienste mit Standorten in Ludwigshafen, Kirchheimbolanden, Speyer, Frankenthal und Bad Kreuznach werden in diesem Jahr 40 Jahre alt.

Noch immer sei das Thema psychische Erkrankung von Berufstätigen in vielen Unternehmen ein Tabu, sagte die Sozialarbeiterin und -pädagogin. Die Zahl dieser Erkrankungen habe zugenommen, betroffen seien vor allem Menschen im Alter zwischen 50 und 60 Jahren. Ziel müsse es sein, psychisch Erkrankte im Arbeitsleben zu halten. Für die Betroffenen sei es „manchmal ein Glückstreffer, einen Arbeitgeber zu finden“, berichtete Gottinger. Deshalb böten die 16 Mitarbeitenden der Fachdienste des evangelischen Trägers ihre Beratung und Hilfe an.

Der Berufsbegleitende Dienst unterstütze etwa Arbeitnehmerinnen und -arbeitnehmer bei Problemen am Arbeitsplatz, beim beruflichen Wiedereinsteig nach längerer Erkrankung oder auch bei der Suche nach einer neuen beruflichen Perspektive, sagte Gottinger. Auch Arbeitgebern stehe man zur Seite, etwa bei Fragen der Beschäftigung schwerbehinderter Mitarbeitender, bei Konflikten oder auch mit Vorträgen und Workshops zu verschiedenen Behinderungen im Arbeitsleben.

Angesichts des Fachkräftemangels sollten die Unternehmen mehr behinderte Menschen einstellen, appellierte Gottinger. Deren Vermittlung auf dem Arbeitsmarkt bleibe jedoch schwierig: „Wir haben keinen inklusiven Arbeitsmarkt.“ Auch habe die Arbeitsbelastung für die betroffene Gruppe zugenommen. Hinzu komme oft die Angst, den Job zu verlieren: „Das macht etwas mit den Menschen“, sagte Gottinger.

Vorrangige Aufgabe sei es, besonders ältere Berufstätige mit Behinderung in Arbeit zu halten. Bei jüngeren müssten Vermittlungshemmnisse wie Sprachprobleme abgebaut werden. Noch immer gebe es das Vorurteil unter Arbeitgebern, dass behinderte Beschäftige weniger leistungsfähig seien. Diese seien hingegen oft sehr motiviert und verfügten über ein hohes Leistungspotenzial. Dieses bleibe aber häufig ungenutzt, beklagte Gottinger. Eine Herausforderung bleibe die langfristige Finanzierung der Arbeit der Fachdienste über das Integrationsamt Rheinland-Pfalz.