Expertin: Ungezogenen Kindern „die Hand reichen“

Wenn man alles zehn Mal sagen muss, ist Streit in der Familie vorprogrammiert. Trotzdem sollten Eltern versuchen, auf widerwillige Kinder möglichst gelassen zu reagieren, sagt eine Erziehungsexpertin.

Sich vor der Supermarktkasse auf dem Boden wälzen oder nicht in die Kita wollen: Wenn Kinder ihren Eltern nicht gehorchen, hilft nach Einschätzung einer Expertin vor allem Zuwendung. „Die Verantwortung für das Wohlergehen des Kindes und des Gelingens der Beziehung zu ihm liegt immer ausschließlich beim Erwachsenen“, sagte die Münchner Psychologieprofessorin Fabienne Becker-Stoll der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Berlin.

„Gerade kleine Kinder können ihre Emotionen noch nicht alleine regulieren.“ Oft übertrügen Eltern auch den eigenen Alltagsstress auf ihre Kinder. „Da hat man als Erwachsener die Verantwortung, das anders zu regeln“, so die Expertin.

Anschreien oder gar Gewaltanwendung bei ungehorsamen Kindern sei kontraproduktiv, so die Direktorin des Staatsinstituts für Frühpädagogik und Medienkompetenz. Stattdessen helfe es, sich dem Kind liebevoll zuzuwenden und feinfühlig mit ihm umzugehen. „Wir sind dafür zuständig, die Beziehung zu reparieren und nachzufragen, was dem Kind gerade Sorgen macht oder was es belastet.“ Kinder, denen es gut gehe, würden in der Regel auf Aufforderungen oder Anliegen der Eltern positiv reagieren und auch „mitmachen“. Grundsätzlich sei es wichtig, dem Kind eine Brücke zu bauen und „ihm die Hand zu reichen“.

Wenn in der frühen Kindheit eine vertrauensvolle Beziehung aufgebaut wurde, dann kämen auch heranwachsende Kinder eher zu den Eltern mit ihren Problemen, weil sie dann wüssten, dass sie dort „einen sicheren Hafen“ hätten. Es sei deshalb wichtig, als Vater oder Mutter dem Kind immer wieder zu signalisieren, „dass ich mich an dir freue“. Zudem helfe auch zu fragen, „was man dem Kind Gutes tun kann“. Dadurch werde die Selbstständigkeit und Regulationskompetenz der Kinder gestärkt.