Expertin: Depressionen haben nichts mit “schlechtem Tag” zu tun

Asthma oder Diabetes – ernsthafte Erkrankungen, klar. Bei Depressionen scheint dieses Verständnis weiterhin noch nicht vorherrschend zu sein. Eine Psychologin sieht Handlungsbedarf.

Die Sonne genießen oder “sich zusammenreißen” – das ist für depressiv erkrankte Menschen oft schlicht unmöglich. Darauf weist Ines Keita hin, Psychologin und stellvertretende Geschäftsführerin der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention. “Wir sprechen nicht von einer Laune oder Stimmungsschwankung, wie sie zum Leben dazugehört”, sagte sie der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Depressionen seien vielmehr eine eigenständige Erkrankung, die behandelt werden müsse.

In der Gesellschaft habe sich viel getan, so Keita. “Es ist eine sehr positive Entwicklung, dass sich mehr Menschen trauen, offen über Depressionen zu sprechen und sich Hilfe zu suchen.” Auch der Austausch mit Menschen in einer ähnlichen Situation tue vielen Betroffenen gut. Studien wie das Deutschland Barometer Depression, das die Stiftung jährlich erhebt, zeigten jedoch, dass sich Vorurteile hartnäckig hielten. “Nach wie vor werden Depressionen nicht durchweg als ernste Erkrankung wahrgenommen.”

Depressionen mit einem Stimmungstief oder einem “schlechten Tag” zu verwechseln, werde dieser Krankheit nicht gerecht, betonte die Expertin. “Wenn jemand einen gebrochenen Arm oder Asthma hat, sagt man der Person nicht: Pack das Leben an, schau nach vorn, wir haben alle mal einen schlechten Tag.” Depressiv erkrankten Menschen passiere dies dagegen noch immer. “Insofern braucht es weiterhin Aufklärung.”

Wer bemerke, dass nichts mehr Freude bereite und dass die eigene Stimmung über einen längeren Zeitraum gedrückt sei, der sollte hellhörig werden. “Das kann ein Anzeichen für eine Depression sein, insbesondere, wenn weitere Symptome dazukommen”, sagte die Psychologin. Dazu zählen etwa Schlaflosigkeit, Appetitverlust, Antriebslosigkeit, Konzentrationsprobleme oder das Empfinden einer großen Hoffnungslosigkeit.