Expertin an Eltern: Zum Schutz Kindern die Chatfunktion sperren

Was tun, wenn Eltern die Sorge haben, ihre Kinder könnten Missbrauchstätern im Netz in die Hände fallen? Die Gefahr ist real, warnt eine Expertin. Aber es gibt auch Möglichkeiten, die Kinder besser zu schützen.

Eltern sollten ihren jüngeren Kindern am besten die Chatfunktionen bei Internetspielen abschalten, rät die Psychologin Julia von Weiler. Denn selbst bei den harmlosesten Spielen könnten Missbrauchstäter über diese Funktion Kontakt zu Kindern anbahnen, warnte die Geschäftsführerin des Kinderschutzvereins “Innocence in Danger” am Mittwoch im Inforadio rbb 24. Am Mittag wurde in Berlin der Jahresbericht der Fachstelle Jugendschutz.net von Bund und Ländern vorgestellt.

Die Expertin rät Eltern außerdem, Spiele möglichst mit ihren Kindern zusammen zu spielen, um zu wissen, womit diese sich beschäftigen. Wenn Kinder in das Alter gekommen sind, dies auf gar keinen Fall mehr zu wollen und total uncool zu finden, gebe es auch die Möglichkeit, im Internet “Let’s-play”-Videos anzuschauen, um einen möglichst realistischen Eindruck zu erhalten von Spielen, mit denen sich die Kinder beschäftigen.

Darüber hinaus sollten Eltern ihren Kindern immer wieder anbieten, dass diese sich melden können, wenn sie irgendetwas beunruhigt, was sie im Netz sehen oder erleben. Denn die Gefahren seien nicht von der Hand zu weisen und nähmen sogar weiter zu, insbesondere durch aktuelle technische Fortschritte im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI).

Über das Smartphone hätten Täter “quasi rund um die Uhr” direkten Zugang zu den Kindern – auch “um zu drohen, zu schmeicheln oder sie unter Druck zu setzen”. Durch KI sei es inzwischen auch sehr leicht, Stimme und Aussehen täuschend echt zu fälschen, um den Kindern vorzugaukeln, sie seien mit Gleichaltrigen in Kontakt oder sogar mit Bekannten oder Verwandten.

Zu beliebten Maschen der Täter gehöre es auch, sich über die Chatfunktion bei Kindern einzuschmeicheln (“Cybergrooming”) und ihnen zum Beispiel Geschenke zu versprechen. Man brauche dann nur noch die Adresse, damit man sie auch schicken könne. Außerdem würden Kinder immer häufiger unter Druck gesetzt, etwa mit der Drohung, man werde gefälschte Bilder oder Videos von ihnen veröffentlichen.

An die Politik appellierte von Weiler, bei den eigentlich vorgeschriebenen Schutzkonzepten nachzubessern und genauer hinzuschauen, insbesondere bei den Altersprüfungen von Nutzerinnen und Nutzern. Außerdem müssten Anbieter von Spielen per Gesetz verpflichtet werden, mehr Verantwortung zu übernehmen.