Experten raten: Lieber Spaziergang als Ausruhen nach dem Essen

“Nach dem Essen sollst Du ruhn oder tausend Schritte tun”. Diese alte Volksweisheit kennt wohl fast jeder. Aber ist das eine wirklich genauso gut wie das andere?

Verdauungsspaziergang schlägt Mittagsschlaf. Auf diese Faustregel könnte man die Antworten auf eine Umfrage der “Süddeutschen Zeitung” (Dienstag) unter verschiedenen Fachleuten zuspitzen. Dabei ging es um den Wahrheitsgehalt der alten Volksweisheit “Nach dem Essen sollst Du ruhn oder tausend Schritte tun”.

“Es gibt jedenfalls keinen vernünftigen medizinischen Grund, warum man sich nach dem Essen nicht bewegen sollte”, antwortete Felix Beuschlein, Hormon- und Stoffwechselexperte am Universitätsspital Zürich. Ärzte aller Fachdisziplinen lobten den Nutzen regelmäßiger körperlicher Aktivität. Sei es um die Gelenke geschmeidig zu halten, das Gewicht zu regulieren oder um Leiden wie Herzinfarkt oder Schlaganfall vorzubeugen.

Ein Spaziergang nach dem Essen könne die Blutzuckerkontrolle verbessern, berichtet die Zeitung weiter. Dabei beruft sie sich auf ein Team um Alessio Bellini von der Universität Rom, das nach entsprechenden Untersuchungen dazu rät, “30 Minuten zügigen Gehens” in den Tagesablauf zu integrieren. In einer Gruppe von Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes habe sich ebenfalls gezeigt, dass sie ihren Blutzucker besser im Griff hatten, wenn sie nach dem Essen zu einem moderaten Spaziergang aufbrachen.

Auch Sportmediziner aus Frankfurt, so die Zeitung weiter, seien zum Schluss gekommen, dass es für den Blutzuckerspiegel am besten sei, nach der Mahlzeit einen Spaziergang einzuplanen und diesen möglichst bald zu beginnen – auf alle Fälle innerhalb der ersten 20 oder 30 Minuten nach dem Essen.

Stoffwechselexperte Beuschlein fügte hinzu, dass der Blutzucker bei gesunden jungen Menschen “weitgehend unbeeindruckt von der Aktivität nach dem Essen” sei. Anders sei es, wenn bereits eine erhöhte Insulinresistenz und damit eine Neigung zum Diabetes vorliege: “Für Gesunde ist es aus medizinischer Sicht weitgehend egal, ob sie gehen oder sitzen bleiben. Für Menschen mit erhöhter Insulinresistenz könnte es hingegen nützlich sein, sich zu bewegen.”

Er sieht auch noch weitere praktische Gründe, am besten fünf bis zehn Minuten nach dem letzten Bissen zum Spaziergang aufzubrechen: Das sei zum einen das beste Timing für den Stoffwechsel, helfe zweitens, sich vor lästigen Aufräum- und Spülarbeiten zu drücken. Und drittens umgehe man damit das “Suppen-Koma”, also die Schläfrigkeit nach dem Essen, die sich besonders bei zähen Vorträgen und Tagungen zuverlässig im Anschluss an die Mittagspause einstelle.