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Experten mahnen besseren Kinderschutz in Flüchtlingsheimen an

Einen besseren Schutz von Kindern und Jugendlichen in Flüchtlingsunterkünften haben Experten im NRW-Landtag angemahnt. Bei der Gestaltung von geschützten Räumen sollten Kinder auch mitwirken können, hieß es am Donnerstag bei einer Anhörung der Kinderschutzkommission des Landtags in Düsseldorf. Beim Schutz von Kindern in den Unterkünften gehe es nicht nur um die Verhinderung körperlicher Gewalt, sondern um die Wahrung aller Kinderrechte, erklärte das UN-Kinderhilfswerk Unicef.

Familien sollten in den Einrichtungen „sehr konsequent“ separate Räume haben, die auch einen abschließbaren Sanitärbereich einschließen, verlangte der Leiter des Migrationsfachdienstes der Caritas Paderborn, Martin Strätling. Auch sollte es seiner Meinung nach in den Landesunterbringungseinrichtungen strukturierte Sportangebote geben, bei denen Kinder stets von Personal begleitet werden. Zudem fehle es durchgängig an Ansprechpartnern und Räumen, wo Kinder mögliche Beobachtungen von Gewalt mitteilen könnten, kritisierte Strätling in der Befragung durch die Landtagsabgeordneten. Die Caritas forderte in ihrer Stellungnahme außerdem, geflüchteten Familien mit Kindern den Anspruch auf Anmietung einer Wohnung einzuräumen.

Zwar gebe es keine bundesweiten Zahlen zu Gewaltereignissen in Flüchtlingsunterkünften, doch zeigten Studien deren häufiges Vorkommen, betonte der Kinderrechts-Experte von Unicef, Usama Ibrahim-Kind. So hätten Kinder aus mehreren Einrichtungen von Gewalt zwischen Kindern, zwischen Erwachsenen, aber auch von nicht zur Familie gehörenden Erwachsenen gegen Kinder berichtet. Eine gesetzliche Verpflichtung zu Schutzkonzepten in Einrichtungen auch auf kommunaler Ebene sei nötig, sagte Ibrahim-Kind.

Birgit Westers, Leiterin des LWL-Landesjugendamtes, räumte ein, dass – anders als in der Jugendhilfe – in Einrichtungen für Familien mit Kindern Schutzkonzepte bislang nicht verpflichtend sein, doch seien die Träger „auf dem Weg“. Im Blick auf die Situation unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge erklärte Westers, angesichts des Mangels an regulären Plätzen in der Jugendhilfe seien die niedrigschwelligen sogenannten „Brückenlösungen“ weiter nötig. Ziel sei aber, für jeden dieser jungen Menschen ein reguläres Angebot zum Beispiel in einer Pflegefamilie zu finden, sagte die Dezernentin beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL).