Ob Energie, Handel oder Ukraine-Krieg: In Moskau findet Ungarns Ministerpräsident Orban immer wieder Gehör. Ein Historiker wertet einen erneuten Russland-Besuch als Affront gegen andere EU-Staaten.
Während eines Besuchs in Moskau hat sich Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban erneut für eine Annäherung an den russischen Präsidenten Wladimir Putin eingesetzt. Laut ungarischen Medienberichten sprachen beide am Freitag über russisches Öl und Gas für Ungarn, gemeinsame Energieprojekte sowie den anhaltenden Ukraine-Krieg.
Seine europäischen Nachbarn habe Orban damit einmal mehr vor den Kopf gestoßen, sagte Orban-Biograf Stefano Bottoni der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). “Die EU-Funktionäre wussten nichts von diesem bevorstehenden Besuch und waren sichtlich verärgert”, so der ungarisch-italienische Historiker. Angesichts von Orbans Ukraine- und EU-kritischer Haltung sei die wiederholte Annäherung an Moskau aber “keine Überraschung”.
Erst am Donnerstag hatten ungarische und russische Regierungskreise den Orban-Besuch, über den in Medien zuvor spekuliert worden war, offiziell bestätigt. In den Tagen davor war Ungarns Regierungschef in die bosnische Teilrepublik Srpska (RS) und nach Serbien gereist, wo er auf den nationalistischen Ex-RS-Präsidenten Milorad Dodik, dessen Nachfolger Sinisa Karan und den serbischen Präsidenten Aleksandar Vucic traf. Sie alle gelten als prorussisch.
Dazu meint Autor Bottoni: “Es scheint, als fungiere Orban als Bote.” Über den Inhalt etwaiger überbrachter Nachrichten könne man nur spekulieren. Bei dem Moskauer Treffen lobte Putin Berichten zufolge Orbans “ausgewogene Meinung” zur Ukraine – auch wenn man nicht in allen Ansichten übereinstimme. Orban hofft derweil, dass der jüngst von den USA vorgebrachte Friedensplan bald zu einem Waffenstillstand und einem Ende des Kriegs führt. In der Vergangenheit hatte Orban der EU vorgeworfen, durch Militärhilfe für Kiew zu einer weiteren Eskalation beizutragen.