Trotz aller Verluste und Kriegsängste zeigt sich der Vorsitzende der Vereinigung jüdischer Organisationen in der Ukraine zuversichtlich. In einer bestimmten Region des Kriegslandes seien Gemeinden sogar gewachsen.
Die Zukunft jüdischen Lebens in der Ukraine sieht der Vorsitzende der Vereinigung jüdischer Organisationen des Landes positiv. “Ich bin mir sicher, dass es in der Ukraine auch in Zukunft eine für europäische Verhältnisse sehr dynamische jüdische Gemeinde geben wird”, sagte Josef Zissels in einem Interview der “Jüdischen Allgemeinen” (Donnerstag). “Auf jeden Fall wollen wir nach dem Sieg die zerstörten Synagogen, Schulen oder Wohnhäuser wieder aufbauen.”
Zahlreiche Juden stünden heute an vorderster Front. “Das ist bemerkenswert, wenn man die Tatsache berücksichtigt, dass das Durchschnittsalter in den Gemeinden nahe am Rentenalter liegt”, gab Zissels zu bedenken. Er ist auch Vizepräsident des Jüdischen Weltkongresses. Etwa 200 Israelis hätten ebenfalls auf der Seite der Ukraine gekämpft, seien aber nach dem Terroranschlag der Hamas auf Israel am 7. Oktober in ihr Land zurückgekehrt.
In den jüdischen Gemeinden in der Ukraine habe man viele Opfer und Verletzte gehabt. Zissels betonte auch: “Zu Beginn des Krieges haben wir geholfen, mit der russischen Aggression irgendwie fertigzuwerden, und machen das auch weiterhin.” Das gelte vor allem in Städten mit größeren jüdischen Gemeinden wie Odessa, Dnipro oder Kiew.” Hilfe komme auch von internationalen jüdischen Organisationen.
Vor dem Krieg habe es unter Einbezug von Mitgliedern “gemischter Familien” rund 250.000 Menschen jüdischen Glaubens gegeben, sagte Zissels. Aktuell dürften es seinen Angaben zufolge lediglich noch 160.000 bis 170.000 sein. Unter Jüdinnen und Juden gebe es mehr Binnenflüchtlinge als solche, die das Land verlassen hätten. Die Gemeinden in der Westukraine seien sogar gewachsen. Im Süden und Osten, wo besonders viele Jüdinnen und Juden gelebt hätten, seien dagegen manche Gemeinden “praktisch zerstört”.