Artikel teilen:

Experte prognostiziert Pflegebedürftigkeits-Welle in Deutschland

Der Pflege-Experte Michael Wetterich sieht in zehn Jahren eine „Pflegebedürftigkeits-Welle“ auf Deutschland zukommen. „Darauf sind wir einfach nicht vorbereitet“, sagte der Vizepräsident der Vereinigung der Pflegenden in Bayern in der ARD-Sendung „Mitreden! Deutschland diskutiert“ am Montagabend. Zwar sei genug Geld im Pflegesystem. Auch die Zahl der Fachkräfte sieht er aktuell nicht kritisch.

Wenn man den Durchschnitt der europäischen Länder anschaue, habe Deutschland gar nicht zu wenig Pflegekräfte oder ärztliches Personal. „Nur sind wir wenig vorbereitet auf den demografischen Wandel“, sagte Wetterich. Der Kipppunkt, dass mehr Menschen in die Pflege einsteigen als aussteigen, werde in Bayern als erstem Bundesland bereits in zwei Jahren erreicht.

Die Politik müsse hier gegensteuern, forderte Wetterich. Unter anderem müssten die Angebote für die Pflegeausbildung ausgebaut und gewisse ärztliche Tätigkeiten zum Teil auf Pflegekräfte und Pflegehilfskräfte verteilt werden.

Heinz Rothgang, Professor für Gesundheitsökonomie der Universität Bremen, forderte mehr Tempo im Bereich der Pflege. In den vergangenen Jahrzehnten habe sich hier zwar einiges verändert. Seit zehn Jahren stiegen die Gehälter für Pflegekräfte im Durchschnitt etwa doppelt so stark wie die Gehälter im Rest der Wirtschaft. Pflege sei heute kein schlecht bezahlter Beruf mehr. „Es passiert schon was, nur häufig zu wenig, zu spät und zu langsam“, betonte Rothgang.

„Mitreden! Deutschland diskutiert“ ist das neue deutschlandweite Debattenformat der ARD Inforadios, zu denen auch BR24 zählt. (2319/15.07.2025)