Experte: Gesunde Ernährung wird in Kliniken zu wenig beachtet
In der Schweiz profitieren Krankehnhäuser wie Patienten von einem höhreren Fokus auf die Ernährung bei Klinikaufenthalten. Wie finanzielle Anreize Krankenhäuser auch in Deutschland zu besseren Mahlzeiten bewegen könnten.
Laut dem Schweizer Medizinprofessor Philipp Schütz könnten Patienten wie Kliniken von einer besseren Ernährung bei Krankenhausaufenthalten profitieren. Das sagte Schütz im Interview der “Apotheken-Umschau”. “Ernährung spielt eine tragende Rolle für die Gesundheit – aber leider noch nicht in vielen Kliniken”, so der Mediziner, der die medizinische Universitätsklinik am Kantonsspital Aarau in der Schweiz leitet. Gerade das Thema Mangelernährung müsse mehr berücksichtigt werden: “Das ist ein weltweites Problem.”
In der Schweiz fände das Thema Ernährung in Krankenhäusern zunehmend Beachtung, was aber nicht nur an Idealismus liege, sondern sich auch durch finanzielle Anreize erklären lasse: “Wenn zum Beispiel bei einer Patientin, die wegen einer Schulteroperation stationär ins Spital kommt, Mangelernährung diagnostiziert wird, dann kann das Spital eine Behandlung der Mangelernährung während der Liegezeit abrechnen.” Das lohne sich für die Einrichtungen und bedeute keinen allzu großen Mehraufwand.
In einer Studie mit mehr als 2.000 stationären Patienten mit Mangelernährung habe sich gezeigt, dass in der Gruppe, für die Ernährungsfachleute Speisepläne zusammengestellt hätten, nach 30 Tagen fast ein Drittel weniger Patienten gestorben seien. Die andere Gruppe habe normales Klinikessen bekommen. “Am Ende ist es eine Prioritätenfrage”, so Schütz.
Ernährungsmedizin habe häufig, etwa auch in Deutschland, keine gute Lobby: “Denn niemand verdient hauptsächlich daran, dass die Menschen sich besser ernähren.” Daher müssten größere Anreize für Kliniken geschaffen werden, die Verpflegung zu verbessern, etwa durch die Politik oder die Krankenkassen. Letztlich profitierten auch die Kliniken selbst davon, da eine bessere Ernährung Klinikaufenthalte verkürzen könne: “Wer schneller zu Kräften kommt, kann auch schneller wieder nach Hause entlassen werden.”