Artikel teilen:

Experte: 1.000 Waldbrände pro Jahr – Ursachen menschengemacht

Hitzewelle und brennende Wälder in Europa: Auch in Deutschland steigt die Waldbrandgefahr wieder. Ein Experte für Waldschutz erklärt, was an der Hitze so gefährlich ist.

Auch sehr hohe Temperaturen bringen Wälder nicht von allein zum Brennen: “Es gibt keine Selbstentzündung von natürlichen Materialien in Wäldern aufgrund von Sonnenstrahlung oder Wärme”, erklärte Michael Müller, Professor für Waldschutz an der Technischen Universität Dresden, am Donnerstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Direkte Sonneneinstrahlung könne auf Waldmaterialien maximal um die 60 Grad Celsius erreichen. Zur Zündung von Waldmaterialien, selbst wenn sie völlig trocken seien, brauche man aber wenigstens 300 Grad Celsius. “Damit ist die einzige natürliche Waldbrandursache, die wir in Deutschland haben, der Blitzeinschlag bei Gewitter”, so Müller. “Alles andere ist menschengemacht, reicht von der Entzündung durch alte Munition über Fahrlässigkeit und Unfälle bis durchaus sehr häufig zur Brandstiftung.”

Die größten Waldbrände nach dem Zweiten Weltkrieg gab es in Deutschland vor 50 Jahren, im August 1975 in der Lüneburger Heide. 13.000 Hektar Wald waren damals betroffen, sechs Feuerwehrleute und ein Polizist kamen beim Einsatz ums Leben. Auch damals war es ein sehr warmer Sommer, die Temperaturen stiegen auf bis zu 35 Grad Celsius.

Das Gefährliche sei nicht die Hitze an sich, sondern die Trockenheit, die durch den Klimawandel begünstigt werde, erklärte Müller. “Es brennt nicht, weil es warm ist. Es brennt, weil es trocken ist und Menschen Waldbrände verursachen. Im Wald haben wir immer Brennmaterial, rund um die Uhr, an jedem Tag des Jahres, Tag und Nacht. Das Material muss beim Entzünden jedoch trocken sein, und das passiert, wenn wir durch Klimawandel längere Dürreperioden haben.” Dies sei anders als zum Beispiel in der Landwirtschaft; wenn abgeerntet und umgepflügt sei, gebe es eine Zeit lang nichts mehr, was brennen könne.

Grundsätzlich funktioniere die Überwachung und Bekämpfung von Waldbrand in Deutschland gut, so der Professor. “Wir haben eines der besten Waldbrandüberwachungssysteme der Welt.” Feuerwehren sind demnach im Durchschnitt eine Viertelstunde nach der Alarmierung vor Ort. 99 Prozent aller Waldbrände hierzulande blieben dadurch deutlich unterhalb von einem Hektar Fläche, also weniger als ein Fußballfeld. Dies bekomme die Feuerwehr innerhalb von ein bis zwei Stunden in den Griff. Insgesamt gebe es etwa 1.000 Brände pro Jahr; die Hälfte davon in Brandenburg.