Ex-EKD-Ratsvorsitzende Kurschus als Pastorin in Bethel eingeführt

Nach ihrem Rücktritt ist die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, offiziell Pastorin in den v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel in Bielefeld.

Annette Kurschus ist jetzt Pastorin und Seelsorgerin in den v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel in Bielefeld
Annette Kurschus ist jetzt Pastorin und Seelsorgerin in den v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel in Bielefeldv. Bodelschwinghsche Stiftungen/ Christian Weische

Mit einem Gottesdienst ist die frühere EKD-Ratsvorsitzende und westfälische Präses Annette Kurschus in ihr neues Amt eingeführt worden. Die 61-jährige evangelische Theologin ist seit Anfang April Pastorin und Seelsorgerin in den v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel in Bielefeld.

Kurschus war am 20. November als Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und als Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen zurückgetreten. Ihr wurde vorgeworfen, sie sei nicht ausreichend transparent mit einem Missbrauchsverdacht an ihrem früheren Arbeitsort Siegen umgegangen.

Kurschus spricht von Kraft des Neuanfang

Zu den neuen Aufgaben der Theologin in Bethel gehören die Leitung der Ethik-Kommission des großen Diakonie-Unternehmens sowie die Leitung des Hauses der Stille, eines Einkehrhauses mit theologischer Bildungsarbeit. Sie arbeitet zudem in der Seelsorge im Bethel-Hospiz „Haus Zuversicht“. Ihre Vortrags- und Predigttätigkeit kann sie weiterführen.

Kurschus hob in ihrer Predigt die Kraft des Neuanfangs hervor. Mit der Verheißung Gottes könne aus Verzagtheit neue Zuversicht wachsen und sich in einem scheinbaren Ende ein neuer Anfang zeigen, sagte sie laut Predigttext in der Betheler Zionskirche. Die Theologin äußerte sich zudem besorgt darüber, dass ein längst „überwunden geglaubter Hass gegenüber jüdischen Menschen mitten in unserer Gesellschaft erschreckend massiv wieder aufbricht“.

Rücktritt wegen Vertuschungsvorwürfen

Die Einführung wurde von dem Vorstandsvorsitzenden der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel, Ulrich Pohl, vorgenommen. Der frühere westfälische Präses Alfred Buß sollte nach Bethel-Angaben assistieren.

Bethel ist eines der größten diakonischen Unternehmen Europas. Maßgeblich geprägt wurde die Einrichtung von Friedrich von Bodelschwingh (1831-1910), der 1872 die Leitung übernahm. Er gab den Anstalten den biblischen Namen Bethel (Haus Gottes).

Hintergrund des Kurschus-Rücktritts ist der Missbrauchsverdacht gegen einen ehemaligen Kirchenmitarbeiter, der in den 90er Jahren junge Männer sexuell bedrängt haben soll und mit dessen Familie Kurschus lange befreundet war. Die Staatsanwaltschaft erklärte, sie habe das Ermittlungsverfahren gegen den Mann inzwischen eingestellt, weil „entweder ein Straftatbestand nicht verwirklicht wurde oder in anderen Fällen bereits Verjährung eingetreten ist“.