Evangelischer Bischof verteidigt Haltung der Kirche zur AfD
Friedrich Kramer ist Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland und Friedensbeauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland. Das BSW steht ihm deutlich näher als die AfD, doch nicht zu nah.
Der Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), Friedrich Kramer, hat die Position seiner Landeskirche gegenüber der AfD verteidigt. Die deutliche Wahlempfehlung gegen die AfD sei ein Signal gewesen, dass es in der Partei Positionen gebe, die nach dem Evangelium unvereinbar seien, sagte Kramer im Interview der Mitteldeutschen Kirchenzeitung “Glaube+Heimat”. “Der Fremde ist der Hauptbegriff der Ethik im Alten Testament, und den soll man nicht bedrücken. Jesus sagt: Ich bin fremd gewesen und ihr habt mich aufgenommen. Das ist die Aufgabe. Ich glaube, dass unsere Position sehr deutlich geworden ist.” Ob diese Positionierung das Wahlverhalten beeinflusst habe, will der Bischof nicht ausschließen.
Eine klare Abgrenzung gegenüber dem Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) sei zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht vorgesehen. Eine völkisch-rassistische Haltung sieht Kramer beim BSW nicht. Er wolle erst einmal abwarten, wie sich das neue Bündnis entwickelt. “Ich kenne die Spitzenkandidatin in Thüringen, Katja Wolf. Zur ehemaligen Eisenacher Oberbürgermeisterin gibt es gute Beziehungen, die im Reformationsjahr gewachsen sind”, so der Landesbischof in der Kirchenzeitung. Eine engere Verbindung zum BSW gebe es aber nicht, so Kramer. “Nur weil ich gegen Waffenlieferungen bin, sollte man keine Verbindung zu einer Partei herstellen”, sagte Kramer, der auch Friedensbeauftragter des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist.
Kramer, der am 30. Oktober 60 Jahre alt wird, hat die Hälfte seiner zehnjährigen Amtszeit hinter sich. Für die kommenden Jahre plant er ein festes Format der Begegnung mit den jüdischen Gemeinden.
Mit Blick auf den Mitgliederrückgang sagte der leitende Geistliche, dass man nicht nur in Zahlen denken sollte. Es bräuchte jährlich 30.000 Taufen, um den Verlust auszugleichen. Das sei unrealistisch. Wachstum bedeute in der Wirtschaft Erfolg, nicht so in der Kirche. “Gott ruft Menschen, und wir können das nicht machen. Unsere Aufgabe ist, die Strukturen so anzupassen, dass wir lebens- und verkündigungsfähig sind.”