Evangelischer Bischof kritisiert Verschärfung der Flüchtlingspolitik

Der Ratsvorsitzende der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen, Thomas Adomeit, warnt in der Debatte um eine Verschärfung der Flüchtlingspolitik davor, das Asylrecht auszuhöhlen: „Das Grundrecht auf Asyl immer stärker infrage zu stellen, ist keine Lösung – weder unter humanitären noch spezifisch christlichen Überzeugungen“, sagte der Oldenburger Bischof in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Er plädierte dafür, bestehende Regeln konsequent anzuwenden anstatt etwa Geflüchtete an den Grenzen zurückzuweisen oder schnellere Abschiebungen zu propagieren: „Wenn es gelingen würde, Asylverfahren zügig und gleichzeitig sorgfältig durchzuführen, wäre das aus meiner Sicht wichtiger als die Maßnahmen, die jetzt sehr kurzfristig veranlasst werden.“

Er könne verstehen, wenn Bürger angesichts zahlreicher Krisen und Herausforderungen wie dem Klimawandel, der Corona-Pandemie und dem Ukrainekrieg verunsichert seien, betonte Adomeit. Auch die Aufnahme von Geflüchteten sei eine große Herausforderung. Manche Menschen hätten die Befürchtung, dass Arbeitsplätze oder der bezahlbare Wohnraum nicht für alle reichten.

Er glaube jedoch nicht, dass sich durch eine Verschärfung von Maßnahmen, von denen nicht klar sei, ob sie überhaupt wirkten, die Stimmung in der Gesellschaft verändern lasse, sagte der Bischof. „Wir sollten Menschen unabhängig von ihrer Herkunft einen guten Raum zum Leben geben. Schicksale und Härten von Menschen dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden.“

Die Politik müsse sich auch fragen, warum Abschiebungen augenscheinlich so oft bei gut integrierten jungen Menschen durchgesetzt würden, es aber nicht gelinge, Straftäter abzuschieben. Adomeit forderte alle politischen und gesellschaftlichen Akteure auf, die Probleme gemeinsam anzugehen. „Und da ist Migration ein Thema unter mehreren.“ Die Kirchen sollten daran mitarbeiten und sich auch weiterhin an die Seite derjenigen stellen, die keine Stimme und keine Lobby hätten.