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Evangelische Unternehmer: Gespräche mit AfD sind Taktik

Mit der AfD reden oder nicht? Die Familienunternehmer bekommen viel Gegenwind für ihren Umgang mit der Partei. Wie evangelische und katholische Unternehmer darauf reagieren.

Wie umgehen mit der AfD? Der Verband der Familienunternehmer hat eine Debatte ausgelös
Wie umgehen mit der AfD? Der Verband der Familienunternehmer hat eine Debatte ausgelösImago / Müller-Stauffenberg

Der Vorsitzende des Arbeitskreises Evangelischer Unternehmer, Friedhelm Wachs, sieht in der Öffnung des Verbands „Die Familienunternehmer“ für Gespräche mit AfD-Vertretern eine politische Taktik. „Eine inhaltliche Ähnlichkeit in den Haltungen würde ich dem Verband nicht unterstellen“, sagte Wachs dem Evangelischen Pressedienst (epd).

„Vor allem im Osten ist die AfD ein Faktum“, sagte Wachs. Mit diesem Faktum sei umzugehen, auch Unternehmer müssten darauf reagieren. Die AfD stelle im kommenden Jahr vielleicht Landesregierungen. Aber es gebe kaum öffentliche Debatten darüber, wie in diesem Fall zu reagieren wäre und vor welchen Herausforderungen dann exportorientiertes und auch christliches Unternehmertum stünde.

Umgang mit AfD: Evangelische Unternehmen hadern mit “Gesprächsverboten”

So, wie die Diskussion um das Für und Wider von Gesprächen mit AfD-Vertretern geführt werde, hält Wachs sie für wenig hilfreich. Es werde kaum unterschieden zwischen Gesprächen und dem Sich-gemein-Machen mit Positionen der AfD. „Ich hadere mit Gesprächsverboten“, bekannte Wachs. Jesus habe auch mit allen gesprochen. Es müsse aber dabei immer klar sein, welche Inhalte klar abzulehnen seien: „Wer die Würde des Menschen infrage stellt, der ist raus, der ist kein politisches Pendant.“

Friedhelm Wachs ist Vorsitzender des Arbeitskreises Evangelischer Unternehmer (Archiv)
Friedhelm Wachs ist Vorsitzender des Arbeitskreises Evangelischer Unternehmer (Archiv)epd-bild / Norbert Neetz

Vorbehalte, dass ein Sprechen mit AfD-Vertretern zur Normalisierung der von ihnen vertretenen Inhalte beitragen könne, seien zu bedenken, sagte Wachs. Die Angst, dass die AfD Gespräche für Propagandazwecke nutze, sei durchaus gerechtfertigt. Dafür gäbe es genug Beispiele. „Daher müsste man im gegebenen Fall das Format klug wählen“, erläuterte der Verbandsvorsitzende. Dieses Format müsse einen echten Austausch über Inhalte gewährleisten. Wachs sagte, er wünsche sich, dass die Familienunternehmer in der Debatte darlegen, wie sie das machen wollen.

„Christliche Unternehmer dienen dem Gemeinwohl und nicht der Verrohung der politischen Kultur“, erklärte Wachs. Ein abschreckendes Beispiel sei der vorauseilende Gehorsam, mit dem sich derzeit in den USA viele Vertreter der Tech-Branche dem Politikstil des US-Präsidenten Donald Trump unterwürfen.

Bund Katholischer Unternehmer: Blockade bringt nichts

Eine ähnliche Haltung zeigt der Bund Katholischer Unternehmer (BKU). Zwar lehne der Verband Positionen der AfD ab und habe sich auch der entsprechenden Unvereinbarkeitserklärung der Deutschen Bischöfe aus dem vergangenen Jahr angeschlossen. „Abgrenzung findet für uns aber vor allem innerhalb jener demokratischen Diskussion von Positionen und Inhalten statt, welche die politische Kultur unserer Bundesrepublik über Jahrzehnte geprägt hat”, sagte der BKU-Vorsitzende Martin Nebeling auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Eine „kompromisslose Blockadehaltung gegenüber politischen Absprachen” drohe Deutschland in die Unregierbarkeit zu drängen und gefährde die freiheitliche Demokratie.