Evangelische Schule künftig mit internationalem Abitur

Erstmals gibt es in Sachsen-Anhalt die Möglichkeit, einen international anerkannten Schulabschluss zu erwerben. Das Internationale Stiftungsgymnasium in Magdeburg wurde für das „International Baccalaureate Diploma Programme (IB DP)“ zertifiziert, teilte der Schulträger, die Stiftung Evangelische Jugendhilfe St. Johannis mit Sitz in Bernburg, am Donnerstag in Magdeburg mit. Das IB sei ein weltweit anerkanntes Bildungsprogramm, das auf Englisch, Spanisch oder Französisch angeboten wird.

Die Nachfrage nach dem internationalen Abschluss werde sich vor allem durch die geplante Ansiedlung des Chipherstellers Intel in Magdeburg intensivieren, sagte Sachsen-Anhalts Bildungsministerin Eva Feußner (CDU). Es werde aber keine reine „Intel-Schule“ im Land geben, betonte Feußner. Man sei mit der Personalabteilung des Unternehmens intensiv im Gespräch. Intel plant in Magdeburg eine Milliardeninvestition zum Bau von zwei Chipfabriken, in denen rund 10.000 Arbeitsplätze entstehen sollen.

Auch Klaus Roth, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Evangelische Jugendhilfe, betonte, dass sich die Schule bereits vor der Entscheidung über die Intel-Ansiedlung um die Zertifizierung für das IB bemüht habe. Man sei aber von der Stadt Magdeburg sowie von Intel mehrmals angesprochen worden, die Kinder künftiger Mitarbeiter des Chipherstellers aufzunehmen. Auf den Internetseiten der Intel-Personalabteilung werde für den mehrsprachigen Kindergarten und die internationalen Schulen der Stiftung geworben.

Laut Schulleiter Mike Keune ist das IB eine Art internationales Abitur mit einem weltweit anerkannten Bildungskanon. Es sei auch für Schüler aus Sachsen-Anhalt interessant, die später im Ausland studieren und arbeiten wollten. Ab dem kommenden Schuljahr bestehe die Möglichkeit, das Abitur sowie das IB gemeinsam abzulegen. Dafür seien separate Prüfungen und Unterrichtsmaterialien notwendig. Allerdings würden die Schüler unabhängig vom angestrebten Abschluss in gemeinsamen Klassen unterrichtet. Rund zehn bis 20 Prozent der Schüler haben laut Keune bisher Interesse angemeldet, zusätzlich zum Abitur auch den internationalen Abschluss zu erwerben. Perspektivisch solle es auch die Möglichkeit geben, an der Schule ausschließlich das IB zu erhalten.

Die stellvertretende Schulleiterin Antje Schwan ergänzte, das IB könne in Gänze, aber auch in einzelnen Modulen wie Englisch oder Biologie abgelegt werden. Die Prüfung gehe nicht so sehr in die Tiefe wie das Abitur, vermittle dafür aber mehr Kompetenzen wie wissenschaftliches oder interdisziplinäres Arbeiten sowie soziale Kompetenzen.

Das Internationale Stiftungsgymnasium wurde 2018 in Magdeburg als dreizügige Schule gegründet und hat derzeit rund 460 Schüler. Für das erste Kind fällt ein Schulgeld von 120 Euro im Monat an. Ab dem kommenden Schuljahr wird es an der Schule laut Keune erstmals eine elfte Klasse geben, mit der die Qualifikationsphase für die Oberstufe beginnt.

Das IB wird von der International Baccalaureate Organization (IBO), einer Stiftung in Genf angeboten. In Deutschland gibt es den Angaben zufolge über 80 Schulen, an denen der Abschluss erworben werden kann.