Evangelische Kirche streitet um Corona-Regeln für Gottesdienste

Wie sollen künftig Gottesdienste gefeiert werden? Der EKD-Vizepräsident spricht sich für 3G aus – und erntet Widerspruch. Auch die 2G-Regel ist nicht aus dem Rennen.

Auf Einschränkungen im 2G-Modell wollen die Reformierten verzichten
Auf Einschränkungen im 2G-Modell wollen die Reformierten verzichtenThomas Lohnes / epd

Hannover/Hamburg. Der evangelische Theologe Thies Gundlach hat sich dafür ausgesprochen, in Gottesdiensten zukünftig nur gegen das Coronavirus Getestete sowie Geimpfte und Genesene als Besucher zuzulassen. „Ich wäre sehr dafür, dass wir mindestens 3-G machen. Mit Blick auf Konzerte und Veranstaltungen wird das auch so sein. Bei den Gottesdiensten ist die Diskussion etwas diffiziler“, sagte der theologische Vizepräsident des Kirchenamts der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) dem Evangelischen Pressedienst (epd).

„Ich finde aber, wir sollten die gesellschaftlichen Impfbemühungen nicht unterlaufen“, betonte Gundlach. „Die Kirche sollte nicht zum Hort von Impfskeptikern werden, weil wir denken, dass ein Gottesdienst in jedem Fall zugänglich sein sollte.“ Diejenigen, die sich aus wenig überzeugenden Gründen nicht impfen ließen, schlössen sich selbst aus. „Es ist nicht die Kirche, die jemanden ausschließt.“ Allerdings liege die Entscheidung dazu bei den 20 evangelischen Landeskirchen, sagte Gundlach.

Vermeidbare Hürden

Für die evangelischen Kirchen in Niedersachsen kommen 3G-Gottesdienste dagegen nicht infrage. Die Konföderation der evangelischen Kirchen in Niedersachsen empfehle ihren Gemeinden, auf die 3-G-Regel zu verzichten, sagte deren Bevollmächtigte, Kerstin Gäfgen-Track: „Wenn Christus uns die Aufgabe gibt, allen Menschen seine gute Botschaft zu vermitteln, und Menschen nach diesem Zuspruch und dieser Hoffnung suchen, sollten wir keine vermeidbaren Hürden aufbauen.“

Thies Gundlach
Thies GundlachNorbert Neetz / epd

Gäfgen-Track zufolge gibt es Menschen, die keine Möglichkeit haben, kurzfristig einen Antigentest zu machen oder die Kosten dafür nicht aufbringen können oder möchten. Die Erfahrungen zeigten, dass in den Gottesdiensten die Abstands- und Hygieneregeln eingehalten würden. Außerdem seien religiöse Veranstaltungen durch die Corona-Verordnung in Niedersachsen ausdrücklich von der verpflichtenden Anwendung der 3-G- oder 2-G-Regelung ausgenommen, auch wenn eine freiwillige Anwendung dieser Regelungen in begründeten Fällen möglich sei. Gleichzeitig werbe die Kirche intensiv für die Impfungen.

Auch Bremens leitender evangelischer Theologe Bernd Kuschnerus widerspricht dem 3G-Vorschlag. „Ich meine, alle Menschen, die Trost und Hoffnung suchen, sollten in der Bremischen Evangelischen Kirche Gottesdienste feiern können, auch wenn sie sich aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen oder sich kostenpflichtige Tests nicht leisten können“, sagte Kuschnerus.

Hamburger Gemeinde feiert unter 2G-Regel

Für Gottesdienste aus rein politischen Gründen die 3G-Regel anzuwenden, auch wenn man sie im Grundsatz begrüße, „halte ich für sehr problematisch“, so der Theologe. Bei Veranstaltungen wie etwa Konzerten werde durchaus auch die 3G-Regel angewendet oder eine Alternative unter freiem Himmel im Stadtteil angeboten. In den Kirchen würden alle erprobten und bewährten Abstands- und Hygienemaßnahmen genutzt, die dazu beitrügen, dass Gottesdienstbesucher sich nicht ansteckten.

Auch Gottesdienste unter der 2G-Regel dürften in den kommenden Wochen zu einer Option werden – nicht zuletzt, weil die Tests jetzt kostenpflichtig sind. In Hamburg hat bereits eine Kirchengemeinde ihren Erntedank-Gottesdienst unter 2G-Bedingungen gefeiert. Hintergrund war, dass die überwältigende Mehrheit der meist älteren Gottesdienst-Besucher bereits geimpft sind. (epd/tt)