Deutschland hat einst Schutz versprochen: Doch 2.000 afghanische Ortskräfte warten bis heute auf ihre Aufnahme in die Bundesrepublik. Die evangelische Kirche appelliert an die Verantwortung der Regierung.
Der evangelische Flüchtlingsbischof Christian Stäblein hat die Bundesregierung aufgefordert, die rund 2.000 afghanischen Staatsangehörigen mit deutscher Aufnahmezusage rasch in Sicherheit zu bringen. Deutschlands Verantwortung ende nicht mit dem Truppenabzug aus Afghanistan, erklärte Stäblein nach einem Treffen mit Vertreterinnen und Vertretern der Hilfsorganisation Kabul Luftbrücke in Berlin.
Viele der Betroffenen hätten für die Bundeswehr oder deutsche Organisationen gearbeitet oder den demokratischen Aufbau Afghanistans unterstützt. Ihnen sei daher Schutz zugesichert worden. Dennoch warteten sie bis heute auf ihre Einreise, so der Berliner Bischof laut einer Mitteilung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Pakistan dränge seit Anfang 2025 auf die Aufnahme der Menschen und habe inzwischen mit Abschiebungen nach Afghanistan begonnen. Dort drohten Haft, Folter oder sogar die Todesstrafe durch die Taliban.
Kritik äußerte Stäblein an Plänen der Bundesregierung, Betroffenen Geld anzubieten, wenn sie auf ihre Aufnahmezusage verzichten. “Wer die Menschenwürde ernst nimmt, kann doch nicht ernsthaft verlangen, dass gefährdete Menschen ihre Sicherheit, ja ihr Leben gegen Geld eintauschen”, sagte er.
Die EKD kündigte finanzielle Unterstützung für Klageverfahren und humanitäre Hilfe an. Aus Kollekten stelle sie 100.000 Euro für die Kabul Luftbrücke bereit. Damit sollen rechtliche Schritte der Betroffenen und ihre Versorgung in Pakistan und Afghanistan gefördert werden. Bereits knapp 200 Menschen hätten ihre Einreise nach Deutschland über erfolgreiche Klagen vor Verwaltungsgerichten erstritten.
Mehr als 60 Prozent der Schutzsuchenden sind nach EKD-Angaben Frauen und Kinder. Rund 220 Menschen seien zudem bereits von Pakistan nach Afghanistan abgeschoben worden und warteten dort in einem Safe-House auf die Fortsetzung ihrer Verfahren. Die EKD-Synode hatte Mitte November an die Bundesregierung appelliert, die Einreisen zu beschleunigen.