Evangelische Kirche bietet Segen auf Wunsch an

Die Evangelische Kirche in Frankfurt am Main und Offenbach geht auf Menschen außerhalb von Kirchengemeinden zu. Über die neue Internetseite „www.mainSegen.de“ könne sich jeder und jede Interessierte eine von 21 Pfarrpersonen aussuchen und um einen individuellen Segen bitten, sagte die Pfarrerin Charlotte Eisenberg am Donnerstag in Frankfurt am Main. Der Ort müsse nicht in einer Kirche sein, sondern könne auch am Main oder auf einer Picknickdecke im Park sein, ergänzte Pfarrerin Annegreth Schilling.

Nach einem persönlichen Gespräch könnten die Interessierten bestimmen, ob sie einen Text oder eine Musik hören, eine symbolische Handlung erfahren oder ein Lied singen wollten, erläuterte Pfarrerin Katja Föhrenbach. Anlässe könnten die Volljährigkeit sein, ein Umzug, ein Jobantritt, eine Reise, eine Schwangerschaft oder auch eine Trennung. Vorbild seien kirchliche „Segensagenturen“ in Berlin, Hamburg oder Köln. Allerdings gebe es in Frankfurt und Offenbach zunächst kein eigenes Personal, sondern Gemeindepfarrerinnen und Klinikseelsorger böten den kostenlosen Dienst an.

Zunehmend mache sich in der Gesellschaft ein Unsicherheitsgefühl bereit, sagte Stadtdekan Holger Kamlah. Die kirchliche Botschaft von einem liebenden Gott, der Schuld vergebe und Segen schenke, sehr „mehr als zeitgemäß“. Allerdings müsse die Kirche neue Wege zu Menschen gehen. In der Großraumregion Rhein-Main lebten viele Menschen nur befristet und schlössen sich keinen Kirchengemeinden an, hätten aber auch spirituelle Bedürfnisse.

Dazu komme, dass die herkömmliche Kirchenordnung viele Menschen ausschließe, wenn sie etwa einen Trausegen nur einem standesamtlich verheirateten Paar zuspreche, sagte Kamlah. Dagegen habe in Berlin etwa die evangelische Kirche mit einem Segensangebot auf einem offenen „Hochzeitsfestival“ viele Paare angezogen, die schon viele Jahre unverheiratet zusammen waren und sich für den kirchlichen Segen dankbar zeigten.