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Evangelische Jugend stellt 34 Kandidaten bei Landessynodalwahl

Die Evangelische Jugend Bayern (EJB) hat mit ihrer Kampagne „#ehrensynode“ 34 junge Menschen bis 30 Jahre für eine Kandidatur zur Wahl der nächsten Landessynode gewonnen. Das Ziel beim bayernweiten Wahltag am 7. Dezember: Junge Perspektiven nicht mehr als Sahnehäubchen betrachten, sondern in der Struktur der Kirche verankern. Der EJB-Vorsitzende Malte Scholz, selbst 24 Jahre alt, schreibt derzeit an seiner Masterarbeit im Fach „Management von Sozial- und Gesundheitsbetrieben“ und hat beim Jugendempfang des Ministerpräsidenten Mitte November eine Auszeichnung „für hervorragende Verdienste“ in der Jugendarbeit erhalten. Ein Gespräch über frischen Wind, Mut zum Risiko und die Kirche der Zukunft.

epd: Herr Scholz, die nächsten zehn Jahre bringen gravierende Veränderungen für die bayerische Landeskirche: Halbierung der Mitgliedszahlen, der Einnahmen, des Immobilienbestands. Die Verantwortlichen im Landeskirchenrat wollen bis März benennen, welche Arbeitsbereiche künftig stark gekürzt oder gestrichen werden sollen. Das alles betrifft besonders die Zukunft der jungen Protestanten in Bayern. Fühlt sich die EJB in diesem Prozess genügend gehört?

Scholz: Ja und Nein. Wir werden zwar als Jugendverband in den großen Strukturfragen auf Landesebene immer wieder eingebunden, aber wenn es vor Ort in den Dekanaten und Gemeinden konkret wird – bei Stellen, Immobilien, Schwerpunktsetzungen – dann passiert das oft noch nicht auf Augenhöhe. Das haben wir in der letzten Landesstellenplanung gemerkt. Und genau da wird’s problematisch: Die Entscheidungen, die heute vor Ort getroffen werden, prägen unsere Arbeit für die nächsten Jahrzehnte. Deshalb kämpfen wir mit „#ehrensynode“ dafür, dass junge Perspektiven nicht als „Add-on“ behandelt werden, sondern strukturell verankert sind. Wir wollen mitentscheiden, nicht nur mitdiskutieren dürfen. Wer soll in 20 Jahren Kirche gestalten, wenn wir junge Menschen heute nicht ernst nehmen?

epd: Bei der letzten Wahl haben es gerade mal neun junge Menschen bis 30 Jahre in die Synode geschafft. Mit ihrer Kampagne will die EJB diesmal wenigstens 22 ins Kirchenparlament mit seinen 108 Mitgliedern bringen. Allerdings haben sich nur 34 statt der erhofften 50 Kandidatinnen und Kandidaten beworben, obwohl das Potenzial der EJB riesig ist. Wie enttäuscht sind Sie?

Scholz: Die Zahl wirkt auf den ersten Blick niedrig und das selbst gesetzte Ziel von 50 Kandidierenden vermeintlich verfehlt – aber wir sehen das realistisch: 34 Kandidierende bis einschließlich 30 Jahre sind dreimal so viele wie bei der letzten Wahl 2019, da waren es gerade mal elf Personen. Und das, obwohl wir in den letzten sechs Jahren weniger Mitglieder in der Kirche geworden sind. Daher ist die Kampagne für uns ein echter Erfolg und zeigt, dass sich was bewegt. Klar hätten wir uns mehr gewünscht, aber das Wichtigste ist doch: Es gibt sie, die jungen Menschen, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen. Jetzt liegt es an den Wahlberechtigten, ihnen diese Chance auch zu geben. Eine stärkere Beteiligung junger Menschen ist kein Selbstläufer – aber genau deshalb braucht es Kampagnen wie „#ehrensynode“. Wir legen den Finger in die Wunde und sagen: Schaut hin, es gibt junge Menschen, wählt die Zukunft!

epd: Woran liegt es, dass sich trotz allen politischen Interesses am Ende doch nicht so viele Junge für so ein Amt bereiterklären?

Scholz: Das hat viele Gründe. Synodale sein heißt: Sitzungen am Wochenende, seitenweise Vorlagen, komplexe Kirchenpolitik – und das neben Studium, Ausbildung, Berufseinstieg, vielleicht jungen Familien. Das ist zeitlich und emotional ein echter Kraftakt. Dazu kommt: Viele junge Menschen fragen sich zu Recht: Werde ich dort überhaupt gehört? Kann ich wirklich was bewegen? Und seien wir ehrlich: Formale Gremienarbeit ist nicht für alle attraktiv – viele engagieren sich lieber direkt vor Ort, bei Projekten, in der Jugendarbeit. Aber: Die 34 Kandidierenden zeigen, dass es geht. Sie haben Mut, Lust auf Gestaltung und den Glauben daran, dass sich Kirche verändern lässt. Was sie jetzt brauchen, ist Rückenwind – durch Wähler und Wählerinnen, die sagen: Ja, wir wollen euch dabeihaben.

epd: Am 7. Dezember wählen die Kirchenvorstände der rund 1.500 evangelischen Gemeinden in Bayern die nächste Synode. Was wünschen Sie sich von ihnen?

Scholz: Mein Wunsch ist glasklar: Trauen Sie sich, jung zu wählen. Geben Sie mindestens einer jungen Person ihre Stimme – nicht aus Mitleid, sondern aus Überzeugung. Denn die jungen Kandidierenden bringen genau das mit, was unsere Kirche jetzt braucht: Erfahrung aus der Jugendarbeit und weiteren kirchlichen Arbeitsfeldern, digitale Kompetenz, frische Ideen und den Mut, Dinge anders zu denken. Und ja, ich weiß: Manche haben Respekt davor, „riskant“ zu wählen. Aber was ist riskanter? Jungen Menschen eine Chance zu geben oder so weiterzumachen wie bisher, während uns die Mitglieder weglaufen? Unsere Kirche steht vor massiven Veränderungen. Wir brauchen Menschen in der Synode, die nicht nur für heute, sondern für morgen und übermorgen denken. Also: Wählen Sie die jungen Kandidierenden. Stärken Sie nicht nur sie – stärken Sie damit die ganze Kirche. (3774/01.12.2025)