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Evangelische Hochschule kämpft gegen Millionenkürzungen

Die Evangelische Hochschule Berlin ist von Kürzungen der Berliner Landesregierung betroffen. Dabei genießt die Hochschule bei Studierenden und künftigen Arbeitgebern einen ausgezeichneten Ruf.

Die Evangelische Hochschule Berlin warnt vor den Folgen geplanter Kürzungen: Forschung, Lehre und Studienangebote stehen auf dem Prüfstand
Die Evangelische Hochschule Berlin warnt vor den Folgen geplanter Kürzungen: Forschung, Lehre und Studienangebote stehen auf dem PrüfstandImago / Funke Foto Services

Eine Weile wurde der Termin hin- und herverlegt. In diesen Tagen will sich die Leitung der Evangelischen Hochschule Berlin (EHB) mit den Zuständigen der Senatsverwaltung für Wissenschaft des Landes Berlin treffen. Es geht ums Geld für das aktuelle Jahr. Eine Million Euro soll die EHB einsparen. Im Wesentlichen soll außerdem über die Hochschulfinanzen der nächsten beiden Jahre verhandelt werden. Um ihre 50 Professorinnen und Professoren, 20 wissenschaftlichen Mitarbeitenden und Lehrkräfte sowie 60 Verwaltungsmitarbeitenden zu bezahlen, braucht die EHB im nächsten Jahr 11,8 Millionen Euro und im übernächsten Jahr 12,5 Millionen Euro.

Der Berliner Senat plant hingegen deutlich weniger Geld für die Personalkosten der EHB: 2026, so der Haushaltsplan des Landes Berlin, soll die EHB 9,635 Millionen bekommen, also 18 Prozent weniger, als die Hochschule beim Land angemeldet hat. Im übernächsten Jahr 2027 sollen es sogar 23 Prozent weniger vom Land Berlin sein (9,6 Millionen), als die Hochschule dann braucht.

Studienangebot so nicht mehr tragbar

Der Präsident der Hochschule, Professor Sebastian Schröer-Werner, warnt: „Eine solche Reduzierung würde für die EHB mit einem umfangreichen Abbau des Studienangebotes einhergehen und ist kurzfristig nicht umsetzbar. Ferner würde die in Aussicht gestellte Kürzung massive Einschnitte für Forschung und Transfer bedeuten und damit den Wissenschaftsstandort Berlin weiter schwächen.“ Die Kürzungen haben mit dem Sparkurs des Berliner Senats zu tun, der für dieses Jahr rund drei Milliarden Euro weniger als zuvor ausgeben will, auch 2026 und 2027 soll es um Milliardensummen gehen. Die Berliner Hochschulen, darunter die EHB, sollen über 135 Millionen Euro weniger erhalten.

Dazu muss man wissen, dass die EHB zwar eine kirchlich getragene, aber überwiegend staatlich finanzierte Hochschule mit 1.631 Studierenden ist, deren religiöser oder kultureller Hintergrund unerheblich ist. Sie bietet für alle Studiengänge in Sozialer Arbeit, Kindheitspädagogik, Pflegewissenschaften, Hebammenwissenschaften und Berufspädagogik im Gesundheitswesen an. Absolventinnen und Absolventen arbeiten später unter anderem in Jugendämtern, Krankenhäusern, Geburtskliniken, Pflegediensten, Kitas und Schulen. Die Personalkosten in diesen Forschungs- und Lehrangeboten trägt das Land Berlin.

Landeskirche an Finanzierung beteiligt

Für die entstehenden Sachkosten kommt die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) auf. Komplett finanziert sie Forschung und Lehre in den EHB-Studiengängen Religionspädagogik und Diakonik, deren Absolventinnen und Absolventen meist in den kirchlichen oder diakonischen Dienst gehen werden.

Vor Kurzem lud die EHB-Leitung – Präsident Sebastian Schröer-Werner, Vizepräsidentinnen und Vizepräsidenten Lena Kreck und Michael Komorek und Verwaltungschef Andreas Flegl – zu einer Pressekonferenz ein. Dabei haben sie auf die Finanzsorgen aufmerksam gemacht und auch über Highlights in Forschung und Lehre berichtet. So werden etwa im Studiengang „Hebammenwissenschaft“ am westlichen Rand des weitläufigen EHB-Campus regelmäßig um die 40 Hebammen akademisch ausgebildet. Sie studieren hier zusätzlich zur Ausbildungspraxis in Kooperationskliniken. Ausgefeilte Simulationstechnik mit gebärenden „Dummys“ (Puppen) und Übertragungsmöglichkeiten in ein TV-Studio geben den künftigen Hebammen die Möglichkeit, Geburten zu begleiten und zu beobachten, bis hin zum Einsatz bei Komplikationen, auf die sie hier übungsweise vorbereitet werden.

Modernste Einrichtung bundesweit

Nebenan kann auch eine Gebärwanne mit Übungspuppen für Wassergeburten in Betrieb genommen werden, schräg dahinter ist eine simulierte Hausgeburt in einem nachgebauten Schlafzimmer möglich. Melita Grieshop, Professorin und Leiterin des Studiengangs: „Dieses Labor ist eine der modernsten Einrichtungen, die wir in Deutschland zur Verfügung haben“.

Auf einem Parkplatz, einen Steinwurf entfernt, können angehende Hebammen, aber auch Sozialarbeiter im Notfalleinsatz, für mobile Krisensituationen trainieren. Neuerdings steht der Hochschule ein komplett ausgestatteter und ausgemusterter „Übungsrettungswagen“ zur Verfügung, der ihr von der Berliner Feuerwehr überlassen und mit den Hausfarben der EHB überpinselt wurde.