Evangelische Bischöfe rufen am Karfreitag zu Mitmenschlichkeit auf

Evangelische Bischöfe in Niedersachsen haben am Karfreitag zu Mitgefühl mit Menschen in Not aufgerufen. Die Geschichte von der Kreuzigung Jesu erinnere die Menschen daran, dass sie zwar verletzlich und dem Leid ausgesetzt seien, aber auf „die Mitleidenschaft“ Jesu hoffen könnten, sagte der hannoversche Landesbischof Ralf Meister in der Stiftskirche zu Loccum. „Was dort geschehen ist am Kreuz, kann ich selbst erleiden und ich erkenne dieses Leiden in den Leiden der Welt.“

Die Botschaft der Leidensgeschichte Jesu solle die Menschen erbauen und bestärken und sie gerade nicht in die Verzweiflung treiben, betonte der Bischof. „Jesus blickt nicht zuerst auf die Sünde des anderen, sondern auf das Leid der anderen.“ Deshalb sollte der erste Blick der Christen dem fremden Leid gelten. „Das ist keine Leidenskultur, sondern der Ausdruck der unzertrennlichen Einheit von Gottes- und Nächstenliebe.“

An Karfreitag erinnern Christen weltweit an den Tod Jesu am Kreuz. Es ist einer der höchsten christlichen Feiertage. Aus Sicht des braunschweigischen Landesbischofs Christoph Meyns steht der Tag zugleich für die Macht der Sünde und des Todes und dafür, dass Gott diese Macht überwunden hat.

Der Tag, der an die Kreuzigung Jesu erinnert, führe vor Augen, wie schnell und rücksichtslos Menschen das Leben anderer zerstörten, wenn sie sich in ihrer Macht bedroht fühlten, sagte Meyns am Karfreitag im Braunschweiger Dom. „Ich denke an den Krieg in der Ukraine und in Israel, ich denke an Hass, Hetze, Angstmache und Terror als Mittel der Machausübung.“

Der Karfreitag sei für ihn jedoch zugleich ein Tag, an dem er den dunklen Seiten des Menschen und auch seinen eigenen offen ins Auge sehen könne, ohne sich davon bannen zu lassen. Gott habe mit der Auferstehung an Ostern der Gier der Menschen die Macht genommen, sagte Meyns. „Ich kann mich davon lösen, indem ich vor Gott meine Sünden bekenne, Vergebung empfange und mein Verhalten ändere.“