Evangelisch-methodistische Kirche öffnet sich für queere Menschen

Tief zerstritten ist die Evangelisch-methodistische Kirche gewesen. Auf ihrer Synode hat sie eine Spaltung abgewendet. Es ging um das Verständnis von “Ehe” – und um Homosexualität.

Die Generalkonferenz der methodistischen Kirche tagte in den USA
Die Generalkonferenz der methodistischen Kirche tagte in den USAEmK-Medien

Die weltweite Evangelisch-methodistische Kirche (EmK) hat bei ihrer Generalkonferenz in den USA die religiöse Diskriminierung von homosexuellen Menschen weitgehend beendet. So habe die Freikirche das Ordinationsverbot für „bekennende Homosexuelle“ nun offiziell aufgehoben und praktizierte Homosexualität werde auch nicht mehr „als unvereinbar mit der christlichen Lehre“ angesehen, teilte die Evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland am Montag in Frankfurt am Main mit. Gleichzeitig sei ein offenes Verständnis von „Ehe“ formuliert und damit ein jahrzehntelanger Konflikt befriedet worden.

Bereits 2022 hatte sich die „Global Methodist Church“ gegründet, in der sich konservativ-traditionalistische Christen zusammenschlossen. In der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland konnte dagegen schon früher eine Abspaltung traditionalistischer Christen durch neue Kirchenstrukturen verhindert werden.

Methodisten beenden Abhängigkeit von USA

Die Generalkonferenz, das weltweit höchste Kirchenparlament der EmK, hatte vom 23. April bis 3. Mai in Charlotte im US-Bundesstaat North Carolina getagt. Dort wurde auch die historisch bedingte Abhängigkeit von den USA beendet. Neben drei Regionen in Europa und Eurasien, einer Region auf den Philippinen und drei Regionen für Afrika soll es künftig auch eine neu zu bildende Region für die Vereinigten Staaten geben. Damit ende die „jahrzehntelange Vorrangstellung des US-Teils der Kirche, der sich bisher einer weltweiten Regionalisierung und Gleichberechtigung der verschiedenen Kirchenregionen widersetzte“, hieß es.

Der deutsche methodistische Bischof Harald Rückert (li.) während der weltweiten Synode in den USA
Der deutsche methodistische Bischof Harald Rückert (li.) während der weltweiten Synode in den USAImago / USA Today Network

Mit der Regionalisierung erhielten alle Regionen der Kirche das Recht, die Ordnung der Kirche dem regionalen Kontext sowie den kulturellen und gesellschaftlichen Gegebenheiten anzupassen. Dazu gehören laut EmK auch die bisher höchst umstrittenen kirchenrechtlichen Rahmenbedingungen für den pastoralen Dienst, das Verständnis von Sexualität, Ehe und Familie sowie die Festlegung von Liturgien für Trauungen und andere kirchliche Feiern. „Damit wird die Evangelisch-methodistische Kirche tatsächlich zu einer weltweit gleichberechtigten Kirche“, sagte der Bischof der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland, Harald Rückert.

Auf der Generalkonferenz sei ein „versöhnter Frieden“ erreicht worden. In den Vereinigten Staaten hätten zwischenzeitlich rund 25 Prozent der Gemeinden und Mitglieder die Freikirche verlassen, heißt es in einer Bilanz des deutschen EmK-Sprechers Ulrich Ruof. Daher wurde mit einer sich fortsetzenden Spaltung gerechnet: „Diese ist nun abgewendet.“

Wie die methodistische Kirche entstand

Zur EmK in Deutschland zählen sich rund 44.800 Kirchenmitglieder und Kirchenangehörige in knapp 420 Gemeinden. Weltweit sind es rund zehn Millionen Kirchenmitglieder, die der Evangelisch-methodistischen Kirche angehören. Die Freikirche ist aus einer Erweckungsbewegung in England im 18. Jahrhundert hervorgegangen. Sie betont verbindlichen Glauben und soziales Engagement. Die Kirche gestaltet ihre Arbeit ausschließlich aus Spenden und Beiträgen ihrer Kirchenglieder und verzichtet auf das ihr zustehende Recht, den Staat um den Einzug der Kirchensteuer von den eigenen Kirchengliedern zu bitten.