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Europa-Historiker Timothy Garton Ash wird 70 Jahre alt

Er ist ein leidenschaftlicher Europäer. Sein Interesse für Deutschland hat Timothy Garton Ash über Thomas Mann gewonnen. Jetzt wird der erfolgreiche Wissenschaftler und Buchautor 70 Jahre alt.

Timothy Garton Ash, britischer Zeithistoriker und Europa-Experte, wird am Samstag 70 Jahre alt. Der Publizist und Wissenschaftler lehrt seit vielen Jahren Europäische Studien an der University of Oxford und an der Stanford University. Er ist auch Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.

Seine zahlreichen Bücher beschäftigen sich vor allem mit der europäischen Geschichte und Politik seit 1945, mit Fragen der Demokratie und der Menschenrechte. Sein besonderes Interesse galt schon früh den Staaten Mittel- und Osteuropas. Regelmäßig kommentiert er in internationalen Zeitungen das Zeitgeschehen. Für seine Arbeit erhielt er herausragende Auszeichnungen, etwa das Bundesverdienstkreuz (1995) oder den Karlspreis (2017).

Seine in Deutschland bekanntesten Werke sind: “Ein Jahrhundert wird abgewählt” und “Im Namen Europas”. Er veröffentlichte auch Erzählungen mit autobiografischem Hintergrund: In “Die Akte Romeo” beschreibt er die Suche nach seinen eigenen Stasi-Akten und die nachträgliche Auseinandersetzung mit den auf ihn angesetzten Stasi-Spitzeln. 2023 hat er mit dem Buch “Europa. Eine persönliche Geschichte” einen ganz persönlichen Erfahrungsbericht vorgelegt. Er beginnt 1944, als sein Vater als Soldat in der Normandie landet, und endet mit dem Nachdenken über die Folgen von Russlands Angriffskrieg in der Ukraine.

Der in London geborene Historiker lebte Ende der 70er Jahre als Doktorand in West-Berlin – und 1980/81 neun Monate lang in der DDR, was ihn in jungen Jahren schon zum Deutschland- und später zum Osteuropaexperten machte. Garton-Ash beriet Generationen von Spitzenpolitikern.

Am 24. März 1990 gehörte er zu den Deutschland-Experten, die von der von Margaret Thatcher geführten britischen Regierung auf deren Landsitz Chequers zu einer Tagung eingeladen worden waren, um dort über die Deutschlandfrage, die Folgen einer deutschen Wiedervereinigung und die bei Thatcher in diesem Zusammenhang entstandenen Befürchtungen über die zukünftige Rolle Deutschlands und der Deutschen zu sprechen. Sein Bericht darüber löste einen Skandal aus.