Durchschnittlich 60 Prozent mehr als vor zehn Jahren kostet ein eigenes Haus in der EU. Auch die Mieten sind deutlich gestiegen. Die EU-Kommission hat jetzt Ideen für mehr bezahlbaren Wohnraum vorgelegt.
Die EU-Kommission will bezahlbaren Wohnraum europaweit fördern. Dazu stellte sie am Dienstag im Europaparlament in Straßburg den ersten EU-Aktionsplan vor. Darin geht es etwa um mehr Investitionen und darum, kurzfristige Vermietungen in Gebieten mit Wohnungsnot zu beschränken. Nach eigenen Angaben will die Kommission die Mitgliedsstaaten, Regionen und Städte unterstützen, denn selbst hat die EU hat wenig Kompetenzen in diesem Politikfeld.
Nach Angaben der EU-Kommission stiegen in den vergangenen zehn Jahren die Immobilienpreise im Durchschnitt um mehr als 60 Prozent, die Mieten um mehr als 20 Prozent. Baugenehmigungen seien seit 2021 um 20 Prozent zurückgegangen. Gleichzeitig stünden aber auch 20 Prozent aller Unterkünfte in der EU leer. Die Wohnungskrise beeinträchtige nicht nur das persönliche Leben der Menschen, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit der EU-Wirtschaft und den sozialen Zusammenhalt.
Europa müsse gemeinsam Verantwortung für die Wohnungskrise übernehmen, sagte der zuständige EU-Kommissar Dan Jørgensen. Denn Wohnraum sei nicht nur einfach eine Ware, sondern ein Grundrecht. Jeder in Europa müsse sich eine angemessene Wohnung leisten können, so der dänische Sozialdemokrat.
Konkret will die Kommission beispielsweise mehr Mittel für Investitionen in Wohnraum zur Verfügung stellen, Forschung und Innovation im Bausektor fördern und Vorschriften so überarbeiten, dass die Mitgliedstaaten sozialen Wohnraum leichter unterstützen können und Bauplanung und -genehmigung einfacher wird. Außerdem kündigte die Kommission eine Gesetzesinitative zu Kurzzeitvermietungen in Gebieten mit Wohnungsnot an. In Zusammenarbeit mit mehreren Finanzinstitutionen soll es eine europaweite Investitionsplattform geben. Auch Preissteigerungen durch Immobilienspekulationen sollen thematisiert werden, etwa durch mehr Datenerhebung.
Die Kommission betonte bei der Vorstellung, man wolle vor allem diejenigen im Blick haben, die am stärksten von der Wohnungsknappheit betroffen sind. Zum Beispiel sollen deshalb die Mitgliedsstaaten dabei unterstützt werden, bessere Lösungen für Obdachlose zu entwickeln, basierend auf dem Housing-First-Prinzip. Auch junge und einkommensarme Menschen sowie systemrelevante Arbeitskräfte werden im Aktionsplan genannt.
Die Kommission will den Plan mithilfe einer neuen Europäischen Wohnungsbauallianz umsetzen, in der Staaten, Städte und Regionen, EU-Institutionen, Immobilienbesitzer und Sozialpartner ebenso wie die Industrie und Zivilgesellschaft vertreten sind.