EU: Bis zu 594.000 Tonnen neuer Kleidung jedes Jahr vernichtet

Der Versandhandel in der EU blüht – mit einer gar nicht so schlechten Energiebilanz. Aber viel Ware landet wieder beim Händler. Ungetragene Kleidung zu entsorgen, verursacht fast so viel Treibhausgas wie ganz Schweden.

Zwischen 264.000 und 594.000 Tonnen fabrikneue Bekleidung werden jedes Jahr in der EU vernichtet, ohne jemals getragen worden zu sein; das sind 4 bis 9 Prozent aller Textilien, die auf den europäischen Markt kommen. Diese Schätzung veröffentlichte die Europäische Umweltagentur am Montag in Kopenhagen. Die Entsorgung der zurückgegebenen oder unverkauften Ware verursache bis zu 5,6 Millionen Tonnen CO2, nur unwesentlich weniger als die Netto-Emissionen von ganz Schweden im Jahr 2021.

Im Internet-Handel landen der EU-Agentur zufolge schätzungsweise 20 Prozent der Kleidung und 30 Prozent der Schuhe ungetragen wieder beim Verkäufer – in sieben von zehn Fällen, weil sie dem Kunden nicht passen oder nicht gefallen. Die Rückgabequote sei bei online verkauften Waren bis zu drei Mal so hoch wie in Geschäften. Man gehe davon aus, dass 22 bis 43 Prozent aller Versandartikel im Bekleidungssektor vernichtet werden.

Besonders beliebt ist Online-Shopping bei Jüngeren; 76 Prozent der 16- bis 24-Jährigen kauften im Jahr 2022 Bekleidung im Internet. Eine Analyse von Rücksendungen bei einem großen Schweizer Online-Händler ergab laut Umweltagentur, dass höherpreisige Produkte häufiger zurückgeschickt werden. Weil die Bearbeitung retournierter Ware ein komplexes Verfahren sei und teils mehrere Wochen in Anspruch nehme, wirke sich dies insbesondere bei Saison- und Modeartikeln auf die Wiederverkaufsmöglichkeit aus.