Ethiker Maio: Leihmutterschaft nicht automatisch unmoralisch

Leihmutterschaft ist in Deutschland gesetzlich verboten. Der Freiburger Ethiker Giovanni Maio kann sich Situationen vorstellen, in denen eine Leihmutterschaft denkbar wäre.

Leihmutterschaften sind für den Freiburger Medizinethiker Giovanni Maio nicht grundsätzlich unmoralisch. Bei einer etwaigen Freigabe müssten aber die Rechte von Leihmüttern unbedingt garantiert sein, sagte Maio am Freitag in der Zeitschrift “Publik Forum”. Andernfalls drohe eine emotionale und finanzielle Ausbeutung der Frauen, die für andere Kinder zur Welt bringen.

“Ich kann mir vorstellen, dass man Regeln findet, die den Belangen der Mütter und dem Kindeswohl gerecht werden”, sagte Maio. Als “Paradebeispiel” beschrieb der Ethiker eine Leihmutter, die das Kind für ihre Schwester austrägt. “Sie kann nach der Geburt eine Beziehung mit dem Kind aufrechterhalten. Das Problem der Ausbeutung ist aufgehoben.”

Zuletzt hatte eine Kommission im Auftrag der Bundesregierungen zu einer etwaigen Freigabe von Leihmutterschaften beraten. Die Expertinnen blieben in ihrem Bericht zurückhaltend. Auch die altruistische, also nicht von finanziellem Interesse bestimmte Leihmutterschaft werfe viele ethische, rechtliche und praktische Fragen auf, hieß es. Es liege im Ermessen des Gesetzgebers, das aktuelle Verbot aufrechtzuerhalten.

Maio beschrieb in dem Interview die Gefahr von finanzieller Ausbeutung: “Man muss verhindern, dass die prekäre Lage der potenziellen Leihmütter ausgenutzt wird, um sich deren Körper zu kaufen. Menschen aus reichen Ländern geben Menschen aus ärmeren Ländern Geld und die stellen ihren Körper zur Verfügung.” Der Medizinethiker argumentierte, Leihmutterschaft sei nur denkbar, wenn die Freiwilligkeit der Frauen im Zentrum stehe. Letztlich müsse die Leihmutter auch die Freiheit haben, selbst zu entscheiden, ob sie das Kind behalten will.