Nach langen Debatten steht seit Donnerstagabend fest, dass Israel am ESC im kommenden Jahr teilnehmen wird. Von deutscher Seite wird das begrüßt. Die Reaktionen anderer Staaten sorgen dagegen für Unverständnis.
In der Debatte um den Eurovision Song Contest (ESC) begrüßt die Bundesregierung die Teilnahme Israels. Der Staat sei stets ein Teilnehmerland gewesen, und es sei bedauerlich, dass sich nun andere Länder wegen Israels Beteiligung zurückzögen, sagte ein Vize-Regierungssprecher am Freitag in Berlin. Zugleich wird Kritik an Irland, Spanien und anderen Staaten laut, die den Wettbewerb boykottieren wollen.
Nach einer Entscheidung der Europäischen Rundfunkunion (EBU) wird Israel am ESC im Mai 2026 in Wien teilnehmen. Die Mitglieder der Rundfunkunion hatten mehrheitlich für eine neue Regel gestimmt, wonach alle Mitgliedstaaten auf Wunsch am Wettbewerb teilnehmen können und keine separate Abstimmung mehr über Teilnehmer notwendig ist.
Zuvor war teils heftig über die Teilnahme Israels an dem Wettbewerb gestritten worden. Grund waren die Kampfhandlungen der israelischen Armee im Gazastreifen. Die verantwortlichen Sender in Spanien, Irland, Slowenien und den Niederlanden verkündeten nach der Entscheidung ihren ESC-Boykott. Auch Island wolle noch über einen Ausstieg entscheiden, hieß es.
Die angekündigten Rückzüge vom Wettbewerb nannte der Beauftragte der Bundesregierung gegen Antisemitismus, Felix Klein, fatal. “Es ist der falsche Reflex, Israel als Ganzes zu boykottieren, statt seine Kritik differenziert zu äußern”, sagte Klein den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Kultur werde so unzulässig politisiert und instrumentalisiert. “Durch die undifferenzierte Inhaftungnahme eines ganzen Landes werden ja gerade jene Stimmen beim Publikum und in der Kulturszene getroffen, die für Frieden, Aussöhnung und Verständigung stehen.”
Ähnlich äußerte sich der Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, Volker Beck, in den Funke-Zeitungen: “Diese Art der Politisierung von Musik- und Sportwettbewerben ist kaum zu ertragen. Das wirkt so, als wollten sich die Boykotteure nach dem Waffenstillstand mit der Hamas noch mal richtig in Szene setzen gegenüber Israel.” Noch schlimmer wäre aber aus seiner Sicht eine Entscheidung der EBU für einen Ausschluss Israels gewesen. “Solche Ausschlüsse sind immer symbolische Ausschlüsse des Jüdischen.”