Die Entscheidung mehrerer Länder, den European Song Contest (ESC) wegen der Teilnahme Israels im kommenden Jahr zu boykottieren, stößt auf deutliche Kritik. Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, bezeichnete die „Boykotthaltung“ gegenüber Israel in den Zeitungen der Essener Funke Mediengruppe (online Freitag) als „fatal“. Der Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, Volker Beck, erklärte gegenüber Funke: „Diese Art der Politisierung von Musik- und Sportwettbewerben ist kaum zu ertragen.“
Der Antisemitismusbeauftragte verwies darauf, durch die „undifferenzierte Inhaftungnahme eines ganzen Landes“ würden vor allem „jene Stimmen beim Publikum und in der Kulturszene getroffen, die für Frieden, Aussöhnung und Verständigung stehen“. Mit dem Ausstieg von mehreren TV-Sendern werde Kultur „instrumentalisiert – und mithin die Chance für einen Beitrag hin zu Völkerverständigung und friedvollem Miteinander verpasst“, betonte Klein. Der langjährige Grünen-Parlamentarier Beck mahnte, die Entscheidung der TV-Sender wirke „so, als wollten sich die Boykotteure nach dem Waffenstillstand mit der Hamas noch mal richtig in Szene setzen gegenüber Israel.“
Zugleich begrüßten beide, dass die Europäischen Rundfunkunion die weitere Teilnahme der israelischen Rundfunkanstalt KAN am ESC möglich gemacht habe. „Ich halte dies für ein wichtiges Signal gegen den grassierenden israelbezogenen Antisemitismus“, erklärte Felix Klein. Das ESC-Finale 2026 findet am 16. Mai in Wien statt.
Nach der Entscheidung vom Donnerstagabend hatten Sender aus Spanien, Irland, den Niederlanden und Slowenien angekündigt, den internationalen Musikwettbewerb im kommenden Jahr zu boykottieren. Der spanische Sender RTVE gehört zu den wichtigsten Geldgebern der Veranstaltung.