Es gibt keine zweite Chance!

50 Mädchen und Jungen probten in der Kindersingwoche die Kantate „Die Heilung des Blinden“. Zur Aufführung kamen Eltern, Großeltern und Geschwister – und waren begeistert.

Gemeinsam einstimmen, zum Chorleiter gucken – und schwatzen geht gar nicht! Die rund 50 Kurrendekinder sind voller Aufmerksamkeit dabei.
Gemeinsam einstimmen, zum Chorleiter gucken – und schwatzen geht gar nicht! Die rund 50 Kurrendekinder sind voller Aufmerksamkeit dabei.Marion Wulf-Nixdorf

Güstrow/ Laage. „Es gibt keine zweite Chance“, sagt Kantor Markus Langer und meint: beim Konzert. Da muss der erste Ton sitzen. Man kann ihn nicht nachholen, wenn er schräg war. Wenn es in der Mitte mal „klappert“, wie Chorsänger einen schiefen Ton nennen, dann sei das zwar auch schlecht … aber nicht ganz so schlimm wie am Anfang. Denn da muss man die Zuhörer einfangen. Und so wird auch das gemeinsame Einatmen geübt, denn das ist auch wichtig, weiß Mathilde. Und der hohe Ton muss breit gesungen werden und niemand darf „abschmieren“.

Singen und musizieren in der Gruppe

Die Mädchen und Jungen aus der 4. bis 7. Klasse aus der Kurrende der Rostocker Johanniskantorei hängen an seinen Lippen. Noch zwei Mal probiert. Und dann kommt das Lob. Die Kinder strahlen. Die Helfer atmen auf. 14 sind es in diesem Jahr. Schüler, Studenten oder Berufstätige. Alle Helfer sind selbst ehemalige Kurrendekinder, singen auch heute noch in der Kantorei mit. Tim Strehlow zum Beispiel erinnert sich, wie klasse die Helfer in seiner Kindheit waren – und fährt deshalb nun als 15-Jähriger als Helfer mit. Ebenso Juliane Kleiminger. Er liebt es, mit den Kindern Zwei-Felderball zu spielen. Die 31-Jährige Dozentin an einer Fachschule hat sich extra eine Woche Urlaub genommen. Sie rechnet: „Es ist meine 19. Kindersingwoche“, sagt sie lachend. „Davon 17 als Helferin!“ Die Helfer singen und musizieren mit – eine große Hilfe auch hier.

Bei Heimweh in den Schlaf streicheln

Die 50 Kinder sind in „Große“ und „Kleine“ aufgeteilt. Die Kleinen haben eine Stunde früher Nachtruhe. Beim Abendliedersingen oder den Gute-Nacht-Geschichten kommt auch mal Heimweh hoch, sagt Juliane. Aber dann werden die Kinder in den Arm genommen, in den Schlaf gestreichelt – „oder was sie gerade brauchen“, sagt Juliane. Die Woche ist klar strukturiert. Vormittags wird nach der Mette, der Andacht,und dem Frühsport geprobt, nachmittags gespielt, gebadet, gewandert – je nach Wetter– und wieder geprobt.

Kurrende des Rostocker Kirchenmusikers Karl Scharnweber

Am 2. Tag schon gabs die traditionelle Nachtwanderung, früher im Wochenplan als sonst und deshalb überraschend für alle. Gruselig wars unterwegs, sagt ein Mädchen… wie es sein muss auf einer echten Nachtwanderung. In den Andachten bespricht Markus Langer mit den Kindern auch den Inhalt der Kantate, die in diesem Jahr von dem Rostocker Kirchenmusiker Karl Scharnweber und dem Theologieprofessor Eckart Reinmuth (Text) ist: „Die Heilung des Blinden“. 2011 stand diese Kantate schon einmal auf dem Programm der Kurrende. Von den damaligen Kindern ist aber niemand mehr in diesem Chor, sie sind inzwischen in den Jugendchor „aufgestiegen“. In der Morgenandacht konnten die Kinder sogar Blindenschrift kennenlernen, jeder bekam einen Zettel mit dieser besonderen Schrift in die Hand.

Abschlusskonzert ist Höhepunkt der Kindersingwoche

Zum Abschlusskonzert mit Musik aus verschiedenen Jahrhunderten ist die Kirche in Laage bis auf die Emporen rappelvoll. „Wir haben hart gearbeitet“, sagt der Kantor in seiner Begrüßung, und: „Sie haben ganz besondere Kinder!“ Die singen engelsgleich. Die Großen steigen im neuen Schuljahr in den Jugendchor auf, aus der Kleinen Kurrende kommen neue Mitsänger dazu. Das Konzert ist noch einmal zu hören an diesem Sonnabend, 17. August, um 17 Uhr in der „Heimatkirche“ der Kantorei, in St. Johannis Rostock, als Benefizkonzert für „Brot für die Welt“.