Erzbischof Koch ruft zu Barmherzigkeit mit Politikern auf

Der katholische Berliner Erzbischof Koch hat dazu aufgerufen, menschliche Fehler und Unzulänglichkeiten zu akzeptieren. Die „ständige Überforderung des Menschen, wie Gott sein zu wollen“, alles im Griff haben und alle Probleme beherrschen zu können, sei enorm belastend, sagte Koch laut Redemanuskript beim parlamentarischen Abend der Kirchen im brandenburgischen Landtag am Donnerstag in Potsdam. Überzogene und unrealistische Erwartungen an andere, „gerade an die Menschen in der Politik“, zögen „nur Wut und Aggressivität“ nach sich.

Schwächen zu haben und mit Fehlern und Grenzen leben zu lernen, sei eine Grunderfahrung, auf der die Haltung der Barmherzigkeit gründe, betonte Koch. Ein freies und erfülltes Leben sei nur möglich, wenn akzeptiert werde, dass Menschen Grenzen haben und das Leben nicht grenzenlos ist. Aus dieser Erkenntnis sollten Bescheidenheit und Demut folgen.

Der Erzbischof rief zugleich dazu auf, das eigene Leben als Geschenk zu betrachten. Dies sei Grundlage tiefster Dankbarkeit auch dafür, dass Menschen andere Menschen an ihrer Seite haben, dass es Freundschaft, Verlässlichkeit, Träume, Sehnsüchte und Hoffnung gebe. Wahre Dankbarkeit verstelle dabei auch nicht den Blick für notwendige Veränderungen. Sie mache vielmehr den Weg dafür frei, sich mit allen Kräften dafür einzusetzen, dass „diese Geschenke des Lebens keinem Menschen verwehrt werden“.

Menschen müssten einander mit Respekt und Achtung begegnen, betonte Koch: „Wir müssen ein neues Verhältnis zur Welt und zu den Menschen finden, wir dürfen nicht alles machen und beherrschen wollen.“