Erzbischof Heße: Weihnachtsgeschichte ist nicht idyllisch

Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße sieht in der Weihnachtserzählung alles andere als eine idyllische Wohlfühlgeschichte. Die Krippe von Bethlehem ist nicht zu verwechseln mit einem Miniaturwunderland, es geht hier um „eine sehr harte und raue Wirklichkeit“, sagte der katholische Bischof am Sonntag in der Weihnachtspredigt im St. Marien-Dom zu Hamburg. Es gebe eine Vielzahl von Widrigkeiten, etwa die Ablehnung des reisenden Paares, die Geburt unter menschenunwürdigen Bedingungen oder die Brutalität des tyrannischen Herrschers Herodes, der rund um Betlehem männliche Kinder töten lässt. Besonders anschaulich werde die Weihnachtsgeschichte in Krippenspielen.

Vor genau 800 Jahren, am Weihnachtstag 1223, sei Ordensgründer Franz von Assisi (1181-1226) auf die Idee gekommen, das Weihnachtsevangelium nicht nur zu verlesen, sondern erlebbar zu machen. Als eine Art Live-Performance fand im italienischen Bergklösterchen Greccio bei Rieti das erste Krippenspiel mit Ochs, Esel und Stroh in der Kälte statt. Eine „grandiose Idee“, sagte der Hamburger Bischof, da Menschen beim Krippenspiel nicht Zuschauer bleiben, sondern Beteiligte würden.

Heße: „Die Botschaft von Weihnachten ist nicht bloß für unsere Gedanken und unseren Kopf gedacht. Wir sollen sie spüren, erleben, begreifen.“ Jeder sollte Mitspieler und Mitspielerin im persönlichen Krippenspiel werden, appelliert der Bischof in seiner Predigt. Die Frage sei, welche Rolle zu einem passe. Das Drehbuch sei das Evangelium, die Kulisse sei der Alltag, wie er ist. Heße: „Unser ganzes Leben wird zu einem Spiel, einem Schauspiel von Gottes Menschenfreundlichkeit.“