Erzbischof Heße: Arbeiten Missbrauch in Mecklenburg weiter auf

Vor einem Jahr wurde eine Studie zu sexualisierter Gewalt in der katholischen Kirchen Mecklenburgs veröffentlicht. Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße erklärt, welche Konsequenzen daraus gezogen wurden.

Ein Jahr nach Veröffentlichung einer Missbrauchsstudie für die katholische Kirche in Mecklenburg ist das Erzbistum Hamburg weiter mit der Aufarbeitung beschäftigt. „Wir haben allen Gemeinden in Mecklenburg die Möglichkeit zur Einordnung der Ergebnisse und zur Resonanz gegeben“, teilte der Hamburger Erzbischof Stefan Heße am Freitag auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) mit.

Eine Arbeitsgruppe entwickele Aktionen und Angebote, um in den Gemeinden Möglichkeiten zur Reflexion anzubieten. Eine erste Sammlung von Vorschlägen werde vorbereitet. „Nach wie vor ist es unser Interesse, dass sich betroffene Menschen melden und sich artikulieren, wenn sie es für sich als sinnvoll und hilfreich erachten“, so Heße.

Im Erzbistum Hamburg war Mecklenburg besonders von sexuellem Missbrauch betroffen. Am 24. Februar 2023 hatte ein Forscherinnenteam unter Leitung der Ulmer Psychiaterin Manuela Dudeck eine Studie für diese Region vorgestellt. Die vom Erzbistum beauftragte Untersuchung ermittelte für die Jahre 1946 bis 1989 rund 40 Betroffene und 19 Beschuldigte, geht aber von einer hohen Dunkelziffer aus. Außerdem fanden die Forscherinnen heraus, dass sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen in der katholischen Kirche Mecklenburgs während der DDR-Zeit nicht nur von der Kirche, sondern auch vom Staat vertuscht wurde.

Nach Veröffentlichung der Studie hatte Heße angekündigt, in Abstimmung mit der Aufarbeitungskommission Nord und dem Betroffenenrat Nord weitere Untersuchungen in Auftrag geben zu wollen, die das ganze Gebiet des Erzbistums Hamburg erfassen. Dazu müsse mit den beiden Gremien weiter über die Kriterien der Aufarbeitung beraten werden, so Heße nun. „Ich meine, im Ergebnis müsste es eine Studie sein, die einen wirklichen Erkenntnisgewinn bringt.“

Der Erzbischof erinnerte daran, dass die Universität Osnabrück noch in diesem Jahr eine Missbrauchsstudie für das Bistum Osnabrück vorlegen wolle. Dort würden auch die Regionen Hamburg, Mecklenburg und Schleswig-Holstein untersucht, die vor der Errichtung des Erzbistums Hamburg zum Bistum Osnabrück gehörten. „Das ist ein weiterer wichtiger Baustein auch für uns.“

Zum Verhältnis zwischen Betroffenenrat und Erzbistum erklärte Heße: „Wir ringen in vielem miteinander.“ Beide Seiten seien permanent im Austausch. Jährlich gebe es zwei Treffen des Betroffenenrats und der Aufarbeitungskommission mit den Bischöfen und Generalvikaren der Nordbistümer Hamburg, Hildesheim und Osnabrück.