Erzbischof aus Litauen warnt vor russischem Expansionsstreben
Litauen grenzt an Russland – und hat Angst vor einem ähnlichen Schicksal wie die Ukraine. Der Erzbischof der Hauptstadt Vilnius will mehr Unterstützung für die Ukraine und nimmt den Westen in die Pflicht.
Der katholische Erzbischof von Vilnius, Gintaras Grusas, hat zu mehr Unterstützung für die Ukraine aufgerufen – auch militärisch. “Man sollte immer auf Diplomatie und Verhandlungen zurückgreifen, ohne geht es nicht”, sagte Gintaras, der auch Vorsitzender des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen ist. Aber: “Solange die Aggression nicht gestoppt wird, werden Menschen sterben”, so der Kirchenmann im Interview mit dem Kölner Portal domradio.de.
Er warnte vor russischen Expansionsbestrebungen. “Das war im Zweiten Weltkrieg so, in Armenien, in Georgien und jetzt in der Ukraine.” Diese Bestrebungen hörten würden nicht von selbst auf, so Gintaras. “Das sagen nicht nur politische Beobachter, sondern auch die russische Propaganda selbst.”
Auch Litauen fürchtet Russland. Die aktuelle Situation, in der sich das baltische Land etwa auf landesweite Evakuierungen vorbereitet, beunruhige ihn aber nicht. “Wir kennen unseren Nachbarn seit Jahrhunderten und wir wissen, dass die Beziehungen problematisch werden können.” Es sei Teil der Realität in Litauen, im Ernstfall die Zivilbevölkerung zu schützen.
In Bezug auf die Ukraine kritisierte Grusas manche internationale Sichtweisen. “Die Ukraine wird bombardiert, und es scheint manchmal aus dem Blickfeld zu geraten, wer der Aggressor ist”, so der Erzbischof. Er erinnerte außerdem daran, dass die Ukraine sich in einem Abkommen mit Russland vor 30 Jahren verpflichtet hatte, ihre Atomwaffen abzugeben. Die USA und Großbritannien hätten dem Land damals den Schutz seiner Souveränität versprochen.