Erwerbstätigenquote von Flüchtlingen steigt mit Aufenthaltsdauer

Die Erwerbstätigenquote von geflüchteten Menschen steigt mit der Dauer ihres Aufenthalts in Deutschland. Das zeigt eine am Donnerstag veröffentlichte Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg. Demnach sind sieben Jahre nach ihrem Zuzug 63 Prozent der Flüchtlinge erwerbstätig. Acht Jahre nach dem Zuzug sind es 68 Prozent. Die Untersuchung bezieht sich auf geflüchtete Menschen, die zwischen 2013 und 2019 nach Deutschland gekommen sind.

Unter den 2015 zugezogenen geflüchteten Frauen waren laut Studie 31 Prozent erwerbstätig, unter den Männern 75 Prozent. Nach Erkenntnissen der Arbeitsmarktforscher stieg mit zunehmender Aufenthaltsdauer nicht nur die Erwerbstätigenquote, auch die Beschäftigungsqualität verbesserte sich. So waren 76 Prozent der beschäftigten Flüchtlinge, die 2015 zugezogen sind, 2022 in Vollzeit beschäftigt.

Die Studie zeige, dass man bei der Integration der Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt auf einem „guten Wege“ sei, erklärte die NRW-Ministerin für Integration und Flucht, Josefine Paul. „Wer in Deutschland arbeiten und sich aktiv einbringen möchte, sollte alle dafür notwendigen Chancen erhalten. Dazu gehört ein schneller Zugang zum Arbeitsmarkt und die Abschaffung von Arbeitsverboten für Geflüchtete mit einer rechtlich gesicherten Bleibeperspektive“, sagte die Grünen-Politikerin. Das sei auch im Interesse der Unternehmen, Betriebe und Einrichtungen, die gut ausgebildete Fachkräfte suchten.

Die Landesregierung und die Bundesagentur für Arbeit arbeiteten deshalb in einem Pilotprojekt daran, die Kompetenzen der geflüchteten Menschen schon kurz nach der Ankunft in Nordrhein-Westfalen zu analysieren und ihnen Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu bieten. „Die Aufnahme von Arbeit bleibt eine der zentralsten Voraussetzungen für gelingende Integration“, erklärte die Ministerin.

Auch die IAB-Studie weist auf die Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Integration in den Arbeitsmarkt hin. So gehe die Beschleunigung der Asylverfahren und schrittweise Reduzierung der Fristen für Beschäftigungsverbote mit einem Anstieg der Erwerbstätigenquoten der Flüchtlinge einher. „Die institutionellen und politischen Rahmenbedingungen sind entscheidend für die Arbeitsmarktintegration“, erklärte IAB-Forschungsbereichsleiter Herbert Brücker. Die Ergebnisse zeigten, dass Wohnsitzauflagen die Erwerbsaufnahme beeinträchtigen und eine Unterbringung in Aufnahmeeinrichtungen in einem besonders starken negativen Zusammenhang mit der Arbeitsmarktintegration stehe.

Um mehr geflüchtete Menschen in einen Job zu vermitteln, starten die Arbeitsagenturen und Jobcenter in NRW am kommenden Montag (22. April) eine „Turbo-Woche“. Geplant sind mehr als 80 Veranstaltungen wie etwa Messen, Bewerbertage und Jobbörsen, wie die NRW-Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit ankündigte. Dabei werde es auch digitale Veranstaltungen und Beratungsangebote geben.

Die „Turbo-Woche“ ist Teil eines im vergangenen November gestarteten Programms, das unter dem Titel „Job-Turbo“ Flüchtlingen Arbeit vermitteln soll. Seit Beginn des Programms habe es bereits über 500 Messen, Börsen, Speeddatings und andere Veranstaltungen gegeben, erklärte die Regionaldirektion.