Erste studierte Hebammen in Göttingen ausgebildet

Der Gesundheitscampus Göttingen hat die ersten Absolventinnen des Studienganges Hebammenwissenschaft verabschiedet. Dieser erste Abschlussjahrgang markiere einen wesentlichen Fortschritt für die Hebammenausbildung in Niedersachsen, betonte der Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Göttingen, Wolfgang Brück, am Donnerstag. Erstmals könnten akademisch ausgebildete Hebammen ihren Beruf aufnehmen.

Akademisierung ermögliche es den Absolventinnen, ihr praktisches Handeln und ihre Entscheidungen mit wissenschaftlichen Erkenntnissen zu begründen und auf diese Weise die Betreuungssituation für Familien zu verbessern, betonte Studiengangsleiterin Anne Kasper. Dadurch werde der Beruf wieder attraktiver. Der Bachelorstudiengang umfasse sieben Semester. Die Absolventinnen und Absolventen könnten in Kliniken, Praxen, Geburtshäusern und Beratungsstellen arbeiten oder sich für eine selbstständige Tätigkeit entscheiden. Jährlich könnten bis zu 35 Erstsemester starten.

Bundesweit einmalig sei die Kooperation einer Universitätsmedizin und einer Hochschule für angewandte Wissenschaften, die in Göttingen im Gesundheitscampus zusammenarbeiten, betonte Dekan Brück. Die Universitätsmedizin bringe die fachlich-wissenschaftliche Expertise ein. Die Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK) vermittle die praktischen Grundlagen.

Der Bund hatte Ende 2019 nach einer EU-Vorgabe die Hochschulausbildung von Hebammen beschlossen und damit die schulische Ausbildung beendet. In Niedersachsen wird der Studiengang an vier Standorten angeboten. Der Gesundheitscampus Göttingen startete ebenso wie die Jade-Hochschule Oldenburg im Wintersemester 2020/21. Ein und zwei Semester später starteten auch die Medizinische Hochschule Hannover und die Hochschule Osnabrück ihre Studiengänge für Hebammenwissenschaften. In Osnabrück ist auch der Quereinstieg für Hebammen mit abgeschlossener Berufsausbildung möglich.